High-Tech-Toys

Die Web-Generation schwört auf komprimierte Musik in freier Datenform. Aus guten Gründen: Kompressionsverfahren wie das populäre MP3 zwängen bis zu 13 Stunden Sound auf eine CD oder verstauen die Bits auf winzigen Chipkarten. Derweil setzt der harte Kern der HiFi Industrie auf die konventionelle Silberscheibe und ihre modernen Nachfolger. Und für die wertkonservative Szene gibt es nichts Besseres als das schwarze Vinyl. Rolling Stone dokumentiert den Stand der Dinge – mit interessanten Geräte-Neuheiten für drei Fraktionen. Rollendes Material Von Hamburg nach München und zurück – mit nur einer einzigen Silberscheibe, die ohne Unterbrechung für musikalische Unterhaltung sorgt: Ab sofort ist das möglich. Die nötige Handware dazu heißt Aiwa CDC-MP3 R, kostet um 1OOO Mark und ist ihrer Funktion nach ein Autoradio, das in seinem eingebauten CD-Laufwerk auch Selbstgebrannte CD-ROM-Scheiben mit MP3-Musik abspielen kann. Für Alternativprogramme aus dem Äther sorgt der eingebaute RDS-Tuner, und eine kräftige Vierkanal-Endstufe setzt das alles akustisch hervorragend in Szene.

Ergonomischer Grenzfall Noch winziger geht’s kaum noch: Das derzeit kleinste Modell unter den MP3-Player ist nicht größer als eine Streichholzschachtel, heißt Vivanco Vmax und kostet um 500 Mark. Der Musik-Knirps speichert die MP3-Daten auf einer im Preis inbegriffenen, 16 Megabyte großen Multimedia-Card, die rund eine halbe Stunde Programm fasst. Mit einem zweiten Karten-Leseschlitz kann sich der Vmax eine weitere Karte einverleiben. Damit der Musiktransfer von der Festplatte zügig vonstatten geht, haben die Vivanco-Konstrukteure ihrem MP3-Zwerg eine USB-Schnittstelle eingebaut Für ein Display fanden sie leider nicht genug Platz auf dem Gehäuse-Oberdeck.

Offizieller Segen Philips, als Unterhaltungselektronik-Riese zunächst lange Zeit auf MP3-Abstinenz gepolt, gibt nun seine Zurückhaltung gegenüber dem Kompressionsformat auf: Denn zum Jahresende bringen die Niederländer einen CD-Porti auf den Markt, der Selbstgebrannte CD-ROMs mit MP3-Musik abspielen kann-13 Stunden lang am Stück, wenn es sein muss. Der Expanium genannte Apparat hat einen Datenspeicher, der im MP3-Betrieb 100 Sekunden lange Abtastpausen überbrücken kann und damit für definitive Schüttelfestigkeit sorgt Der Preis: um 600 Mark.

Musik aus dem Taschen-PC Casio hat einen neuen, EM-500G genannen Hosentaschen-Computer im Programm, der auch gleich noch als Juke-Box dient: Der zum Windows-CE-Software-Paket gehörende Windows Media Player spielt mühelos alle MP3-Dateien ab, die sich das Gerät über eine Infrarot-Schnittstelle, einen USB-Anschluss oder über eine Multimedia Card einverleibt. Im Inneren der Internet- und Video-fähigen Maschine schuftet ein Prozessor mit 150 Megahertz. Der Spaß kostet 1300 Mark.

Für den flinken Datentransfer Wer einen sehr gut klingenden MP3-Player sucht, findet sein Wunschmodell bei Grundig: Der MP150 genannte Winzling (um 450 Mark) tönt ausgeglichen und basskräftig. Die Vorgänger-Version hatte noch eine sehr langsame serielle Schnittstelle. Diese wurde nun durch einen flotten USB-Anschluss ersetzt.

Premiere Wenn im Spätherbst Philips seinen ersten MP3-tüchtigen CD-Porti auf den Markt bringt, dann hat die Fernost-Company Seika bereits einen kräftigen Vorsprung: Das Unternehmen liefert schon jetzt einen Mobilplayer für Silberscheiben der Selbstgebrannten Art, randvoll mit MP3-Musik. Der goldfarbene Entertainer ist für rund 450 Mark zu haben.

Ohne PC-Connection Computer-Muffel aufgepasst: Ein neues, tragbares MP3-Gespann von Samsung, Kostenpunkt: um 1100 Mark, das ganz ohne PC-Hilfe und Internet-Connection auskommt. Die S-P2450 genannte Kombination besteht aus einem schicken RDS-Radio mit CD-Laufwerk und einem MP3-Porti-Player, der über eine Docking-Station auf dem Oberdeck Kontakt zum Mutterschiffhält. Der zum Radio gehörende CD-Player kann die Musik von der Silberscheibe mit seinem eingebauten Encoder in MP3-Daten umwandeln und an den MP3-Porti überspielen. Aber natürlich kann das pfiffige Tandem auch Musik aus dem World Wide Web zapfen – allerdings nur mit PC-Unterstützung. Eine USB-Schnittstelle stellt die nötige Verbindung her.

Volles Programm für drei Tage Hango, in der Audio-Szene ein Newcomer, zeigt den etablierten Firmen, wo es langgeht – mit der Personal Jukebox PJB-100, einem Festplattenrecorder für MP3-Musik (um 1800 Mark). Die eingebaute Harddisc fasst 4,8 Gigabyte – also rund 80 Stunden Programm. Sie rotiert nur von Zeit zu Zeit, um einen zusätzlichen Speicherchip nachzuladen. Das große Display informiert ausführlich über jeden Titel. Für gute Soundqualität sorgt der mitgelieferte Bügel-Kopfhörer von Koss.

MP3-Sites: Angeklickt Der kürzeste Weg zum MP3-Spaß führt über www.mp3.com. Diese Website ist eine veritable Drehscheibe für Online-Musik – mit unzähligen Links zu Musikdatenbanken rund um den Globus, mit Unmengen Software zum Abspielen von MP3-Titeln auf dem PC sowie zur Eigenproduktion der komprimierten Ton-Dateien. Eine Fülle von MP3-Adressen halten auch die klassischen Web-Suchdienste bereit, etwa unter www.de.dir.yahoo.com/Unterhaltung/Computermusik/MP3. Besonders interessant: Von dort aus fuhren auch etliche Links zu deutschsprachigen Adressen, etwa zu www.vitaminic.de, einer Musik-Site mit vielen MP3-Tips und Download-Offerten, oder zu www.peoplesound.de, einer Download-Musik-Site, die sich speziell als Talentschmiede und alternativer Online-Vertrieb versteht. Independent-Musik satt findet sich auch in dem MP3-Download-Guide der deutschsprachigen Shopping-Site Fireball – unter der Internet-Adresse guidesJreball.de/musik/jukebox.htmL

Laser-Show

Konzert und Kino Angekündigt war er schon Vorjahr und Tag. Jetzt ist er da: Der erste DVD-Player von Technics, der neben feinstem Video-Kino auch digitale HiFi-Konzerte aus sechs Kanälen ins Wohnzimmer holt. Der Neue mit dem Namen DVD-A10 (Preis: um 2500 Mark) steht für die Gattung der Kombi-Modelle: Er spielt sowohl das bewährte DVD-Video ab als auch die neue Tonträger-Variante aus der DVD-Familie, die DVD-Audio. Dass die geplante Premiere um Monate verschoben wurde, hat mit dem Horror der Musikindustrie vor Raubkopien zu tun: Die Plattenbosse forderten für die neue HiFi-Scheibe erst einmal einen Hacker-sicheren Kopierschutz. Den haben die Gerätehersteller jetzt ausgetüftelt Die übrigen Ingredienzen des Technics-Players stehen schon lange fest: Im Inneren arbeiten kostspielige Digital-Analog-Wandler, die Abtastfrequenzen bis 192 Kilohertz und Auflösungen bis 24 Bit verarbeiten können. Beide Eckdaten stehen für eine extrem hohe Tonqualität, die weit über das Niveau der CD hinausgeht. Und natürlich ist die Maschine für Mehrkanal-Programme aller Art gerüstet Sie machen den eigentlichen Reiz der Tonträger-Revolution aus: Musik aus vier oder fünf Lautsprecherboxen zeichnet den Aufhahmeraum im Wohnzimmer nach – so naturgetreu, wie es keine Stereo-Wiedergabe schafft.

Aus drei Quellen Eine neue Kombination aus einem CD-Recorder und einem CD-Player hat JVC im Programm. Der praktische Digital-Kopierer heißt XL-R5000 und kostet um 1300 Mark. Aufseiner linken Seite sitzen drei Schubladen eines CD-Wechslers, rechts daneben hat das CD-Brenner-Laufwerk seinen Platz. Zur Produktion eigener CDs kann man also drei verschiedene Kopiervorlagen zugleich ins Gerät einlegen und daraus einen Sampler komponieren – mit zweifacher Überspielgeschwindigkeit. Sogar einen Mikrofoneingang hat der Apparat zu bieten, und eine hilfreiche Mix-Funktion, die CD-Sound und Vokal-Part nach Belieben mischt: Der Aufnahme eigener musikalischer Großtaten nach Karaoke-Art steht somit nichts im Weg.

Für Analogfreaks Kaum beginnt die DVD-Audio zu rotieren, da hat sie auch schon Konkurrenz. Die Alternative zum neuen Silberling heißt Super Audio CD (SACD), stammt aus den Entwicklungslaboren der CD-Erfinder Philips und Sony und arbeitet mit einer ganz besonderen Digitalcodierung. Sie zeichnet die ursprünglichen analogen Tonschwingungen mit 2,8 Millionen Bits pro Sekunde nach – so genau, dass die Grenzen zwischen Analog- und Digitaltechnik verschwimmen. Die Freaks der HiFi-Szene schwören deshalb auf das neue Format, und Marantz, die High-End-Marke des Philips-Konzerns, bietet mit dem Modell SA-1 bereits einen SACD-Player für extrem anspruchsvolle Hörer an, ein Zweikanal-Gerät für rund 15 000 Mark.

Mit und ohne PC Unter dem Namen XR-D400 baut JVC einen CD-Doppeldecker, der mit dem einen Laufwerk die Silberscheiben abspielt, mit dem anderen Kopien im vierfachen Tempo brennt – und zwar nach Wahl: entweder mit einem über die eingebaute SCSI-Schnittstelle angedockten Computer oder ganz ohne Rechnerhilfe. Das Türmchen hat die üblichen Start-, Stop-, Suchlauf- und Aufnahmetasten, die man an jedem HiFi-Recorder findet, und es trägt an seiner Stirnseite zwanzig zusätzliche Tastenwinzlinge, mit denen man einzelne Stücke für die Überspielung anwählen kann. Der Preis: 1300 Mark.

Aus sechs Kanälen Die SACD kann, ebenso wie die DVD-Audio, Musik auf sechs separaten Kanälen speichern. Nicht alle SACD-Player aber sind auf die raumfüllende 3D-Wiedergabe spezialisiert. Marantz zum Beispiel setzt mit seinem Edel-Boliden auf konventionelles Stereo (siehe oben). Die Konzernmutter Philips hingegen startet zum Jahresende mit einem SACD-Spieler, der auch Mehrkanal-Scheiben abspielt – und digitale Spielfilme auf DVD-Video. Damit ähnelt die Strategie der Niederländer dem Marketing der DVD-Audio-Fraktion: Sämtliche bisher existierende DVD-Audio-Player taugen auch als Wiedergabemaschinen für Spielfilme. Klar, dass der Philips-Apparat mit dem einprägsamen Typenkürzel SACD 1000 (Preis: um 4000 Mark) auch die üblichen Tonstandards der DVD-Video-Scheiben beherrscht, darunter auch die Mehrkanal-Formate Dolby Digital und DTS.

Mit wechselndem Programm Die vierteilige Alien-Anthologie auf DVD gucken, ohne ein einziges Mal aufzustehen? Medizinisch ist das nicht ratsam, technisch machbar ist es schon. Kenwood baut einen DVD-Player, der als Fünffach-Wechsler arbeitet und somit für die lange Filmnacht taugt. Was die DVF-R9030 genannte Maschine (um 2200 Mark) aber auch für HiFi-Fans interessant macht, ist ihre Fähigkeit, zusätzlich zu den DVD-Video-Scheiben auch DVD-Audio-Titel abzuspielen – mit allen Technik-Finessen, die das neue Format hergibt: Sechskanal-Technik, Abtastfrequenzen bis 192 Kilohertz, Auflösung bis 24-Bit.

Schöne Bilder zum Ton Der JVC-Beitrag zum Thema DVD-Audio hat gleich zwei Vorteile: Zum einen kann man den Player XV-D723GD, im Gegensatz zur gesamten Konkurrenz, bereits seit Wochen kaufen, zum anderen besticht der neue Digitalspieler mit Technik-Details, die ihn auch zu einem guten DVD-Video-Abspielgerät adeln. Seine Video-Elektronik umfasst einen speziellen Prozessor, der die Helligkeit, die Farbsättigung, den Farbton und die Schärfe nachregem kann, somit stets für die bestmögliche Bildqualität sorgt. Und so ganz nebenbei bietet der clevere Chip noch eine Zoom-Funktion, die auf Wunsch Ausschnitt-Vergrößerungen auf die Mattscheibe holt. Die HiFi-Abteilung der Maschine arbeitet mit Wandlern, die alle hochauflösenden DVD-Audio-Formate verarbeiten. Der Preis: 1800 Mark.

Zurück an die Basis Als erster Hersteller hatte Sony den Schritt in die Tonträger-Zukunft gewagt – mit dem SACD-Player SCD-1, einem 7000 Mark teuren Prachtstück von aberwitzigem Aufwand. Jetzt kehren die SACD-Vorkämpfer an die Basis zurück und präsentieren einen SACD-Player, der mit seinem Preis von 1700 Mark kaum mehr kostet als ein richtig guter CD-Spieler. Die Musikmaschine mit dem Namen SCD-XB940 ist ausschließlich für die zweikanalige Wiedergabe gebaut – und tönt schon mit CD-Konserven so gut, dass sich die Anschaffung in jedem Fall lohnt – selbst wenn sich das Angebot an SACD-Scheiben nur schleppend entwickelt

Play Vinyl

Die Kunst des Weglassens Weniger ist oft mehr. Das gilt auch für die ungemein musikalische Laufwerk-Tonarm-Kombination Stabi S und Stogi der slowenischen Manufaktur Kuzma (um 4600 Mark). Die gesamte Laufwerk-Basis besteht nur aus einem Messingrohr, auf dem das Plattenteller-Lager und der Tonarm ruhen. Der Motor für den Riemenantrieb arbeitet als separater Außenborder.

Für den Amateur-Aufleger Vestax, Spezialist für DJ-Handwerkszeug, hat einen Plattenspieler im Programm, der auch in der Amateurszene eine gute Figur macht. Die komplette Mechanik des PDX-2000 genannten Geräts (um 1380 Mark), etwa die „Floating Suspension“ des Tonarms, ist ganz auf Vibrationsfestigkeit ausgelegt. Der kräftige Direktantrieb beschleunigt den Plattenteller schon nach einer sechstel Umdrehung auf Soll-Tempo, und auf Knopfdruck legt die Maschine sogar den Rückwärtsgang ein.

In allen Variationen Während andere Plattenspieler-Hersteller ihr Sortiment auf überschaubare Größe eindampfen, setzt die österrerichisch-tschechische Firma Pro-Ject auf Auswahl der opulenten Art. Alle Modelle beruhen auf einfachen, handwerklich soliden und preiswerten Basis-Konstruktionen. Der Vinyl-Player Perspective beispielsweise (um 1750 Mark), ein Gerät mit einer transparenten Acryl-Basis, entkoppelt den Plattenteller mit einem auf Federbeinen ruhenden Subchassis von der Außenwelt. Eine originelle, allerdings etwas umständliche Lösung fanden die Pro-Ject-Techniker für die Drehzahl-Umschaltung: Dazu wechselt man einfach mit ein paar Handgriffen den gesamten, jeweils nur auf eine Drehzahl spezialisierten Motorblock.

Zeitlos und schön Sie lassen sich nicht so einfach auf einen kurzen Nenner bringen, die Plattenspieler von Jochen Räke. Das Zeug zum Designobjekt haben die aus Edelstahl Aluminium und transparentem Acryl gefertigten Maschinen allemal. Aber sie sind auch Meisterwerke gediegener Feinmechanik, und manche sind darüber hinaus zum Experimental-Labor für rastlose Audiophile prädestiniert. Dazu gehört zum Beispiel das Laufwerk Pianta S, das mit einen beiden Tonarmbasen die Montage von zwei verschiedenen Tonarmen mit den jeweils dazugehörigen Tonabnehmern erlaubt – für Vergleiche, Feintuning und für den Musikgenuss nach Maß. Der schwere Plattenteller rotiert beispiellos sanft auf einem Öldruck-Lager, der kräftige Riemen-Antriebsmotor und das Netzteil stecken in separaten Gehäusen. Das Laufwerk allein ist für 5800 Mark zu haben. Passende Arme bietet Räke in großer Auswahl an, etwa den Klassiker SME 3009 für 1750 Mark oder den exquisiten SME V für stolze 5200 Mark.

Veredelung als Konzept Er sieht aus wie eines der bewährten Arbeitspferde aus dem Hause Thorens, aber der erste Eindruck täuscht. Phonosophie, die Hamburger Manufaktur für Edel-HiFi, hat Laufwerks- und Tonarm-Basiskonstruktionen bei renommierten Herstellern wie Thorens eingekauft, um eigene Komponenten ergänzt und in penibler Feinarbeit modifiziert und aufeinander abgestimmt. So entstand der Plattenspieler Phonosophie 3 (um 4400 Mark), ein Geheimtip für alle, die einen hervorragend klingenden Vinylplayer suchen.

Der Klassiker schlechthin Er läuft und läuft und läuft – und das nun seit fast 20 Jahren: der Technics-Plattenspieler SL-1200Mk2. Das gute Stück hat schon Legionen von DJs als unverwüstliches Arbeitsgerät gedient. Kein Wunder: Der Direktantrieb beschleunigt den Plattenteller im Formel-1-Tempo, ein handlicher Schieberegler passt die Drehzahl an, das robuste kardanische Tonarmlager übersteht jede Belastung. Aber auch in der HiFi-Szene hat der Klassiker unzählige Freunde. Für 1400 Mark ist er nach wie vor zu haben.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates