Gejagt vom Tageslicht
Was unterscheidet Fastball von ihren Modern- Rock-Kollegen? "Wir schreiben bessere Songs", sagen die drei Texaner - und haben Recht.
Der Morgen danach ist immer entsetzlich. Fastball wissen darüber Bescheid. Der Gig war großartig, die anschließende Party unterhaltsam. Doch dann: „The Harsh Light Of Day“. So heißt das dritte Album der Texaner, und so sieht ihr Leben aus. Immer wieder Höhenflüge, immer wieder Tiefpunkte. Mal ein Hit wie „The Way“, mal die Panik: Was jetzt? Wie weiter? Und vor allem: Wer schreibt die Lieder? Fastball sind nur zu dritt, haben aber zwei Songschreiber, und erst im Studio entscheidet sich, wessen Ideen durchgehen. Zwischenzeitlich kann das schon zu Spannungen führen, aber meistens kommt Sänger und Gitarrist Miles Zuniga mit der basisdemokratischen Arbeitsweise genauso gut klar wie sein Kollege Tony Scalzo: „Man schmeißt den Song einfach den anderen vor die Füße und wartet ab. Entweder mögen sie ihn – oder sie lassen ihn einfach liegen und lenken jedes Mal ab, wenn man ihn aufnehmen will. Dann weiß man – ohne beleidigt zu werden- auch Bescheid.“
Drummer Joey Shuffield ist nicht selten das Zünglein an der Waage – eine Position, die ihn allerdings kaum belastet: „Als Trio hat man wenigstens den Vorteil, dass es immer eine eindeutige Mehrheit gibt.“ Auf Tour nehmen Fastball einen Keyboarder und einen zweiten Gitarristen mit, die aber „absolut nichts zu sagen haben und nur Sklaven sind“. Die drei Freunde sind sich genug, sie wollen und brauchen keine weiteren Einmischungen mehr. Sie haben so schon viel zu tun zurzeit. Ihre früheren Songs waren um einiges simpler als die neuen, was natürlich bedeutet, dass die jüngeren „viel schwerer live zu spielen sind. So ein Mist. Wir hätten besser Kinderlieder schreiben sollen oder unkomplizierte Raps. Dumm von uns.“ Selbst eingebrockt, aber die Verzweiflung ist nur gespielt: Fastball sind glücklich mit „The Harsh Light Of Day“. Zwar klingt das Album nicht, als könnte es die beliebte Zielgruppe der Base-Cap-Träger cool finden, doch wer gute Melodien und entspannten Rock schätzt, muss Fastball mögen.
Was aber unterscheidet Fastball vom Rest der US-amerikanischen Modern-Rock-Bande? „Wir schreiben bessere Songs als die meisten dieser Bands, oder? Und unsere Musik wird man in zehn Jahren noch hören, ohne sich zu langweilen.“ Mehr will weder Miles noch die anderen beiden. Sie müssen nicht „die wichtigste Band der Welt sein, oder die aufregendste, größte, innovativste. Wir wollen einfach dabei bleiben und uns im Laufe der Zeit einen gewissen Wert erarbeiten.“ Immerhin haben ihnen dieses Mal schon einige prominente Kollegen die Aufwartung gemacht: Swing-Guru Brian Setzer spielt auf „Love Is Expensive And Free“ mit und rettete laut Joey durch seine pure Anwesenheit den Song: „Das Lied war völlig überproduziert, eine ganz fette Elvis-Nummer. Als Brian auftauchte, passte plötzlich alles.“ Für Miles jedoch war das Treffen traumatisch: „Brian hat uns ein paar Gitarrengriffe zu unseren Lieblingssongs gezeigt – und es stellte sich raus, dass ich sie all die Jahre falsch gespielt hatte. Mann, war das deprimierend.“ Dann schaute Pianist Billy Preston im Studio vorbei – ohne sich der Band wirklich zu nähern: „Wir kennen ihn immer noch nicht. Er kam und ging. Kein sehr gesprächiger Typ, aber brillant.“ Für Zuniga ist die Studiozeit ohnehin die entspannendste. Vorher müssen die Songs geschrieben werden und das tut ihm immer weh. „Ich habe beschlossen, in Zukunft schneller zu schreiben. Es ist jedes Mal so schmerzhaft und anstrengend, dass ich nicht Monate lang daran sitzen will. Ich frage mich, warum es so sein muss – und wieso die inspirierten Momente so schnell verfliegen.“ Immerhin haben Fastball diese Momente.