DVD ohne Ende
Underworld sind jetzt auch interaktiv
Was für ein Brimborium: Zur Vorstellung von Underworlds lang angekündigter DVD „Everything, Everything“ wurden Medienmenschen aus aller Welt nach London geflogen, um das Werk der Techno-Heroen zu bestaunen. Und zu bestaunen gibt es einiges, wenn die Avantgarde das Fußvolk ins neu erforschte Territorium nachruft:“Everything… „, auch im profanen Live-CD-Format erhältlich, verquickt in einer Art Baukasten die gewohnt assoziative Bilderflut der Tomato-Designer mit einer Dokumentation der fulminanten Bühnendramatik der Briten. Dazu gibt’s neben den üblichen Möglichkeiten der digitalen Interaktion ein besonderes Gimmick: Einmal im heimatlichen PC, ist“ Everything, Everything“ im ständigen Update-Modus und wird aus dem Hause Tomato sowie den Underworld-Studios laufend mit neuem Material und technoiden Spielkram versorgt. „Sehr verwirrend“, freut sich Sänger Karl Hyde, „früher war ein Album nach dem Studio beendet. Dieses wird nie fertig sein!“
Trotz medialer Unendlichkeit bedeutet „Everything.. “ für das Londoner Trio eine Zäsur: Knöpfchendreher Darren Emerson fehlt jetzt. „Wir haben von seinem Ausstieg aus der Presse erfahren“, erläutert Karl, „er hat sich schlicht entschlossen, nicht mehr mit uns zu reden.“
Die mysteriöse Häutung reduziert Underworld auf den eigenen Nukleus; Karl und Kollege Rick Smith sind seit bald 20 Jahren Kreativ-Partner, betrieben schon in den 80ern Installationskunst, verfassten Bücher, gründeten ihre erfolgreiche Design-Agentur und machten, ach ja, Musik. Aber wer wollte ihr Output schon in schnöde Kategorien zwängen; bei Karl und Rick ist das Leben ein Gesamtkunstwerk – auch wenn Karl behauptet: „Für unser Empfinden sind wir eine ganz normale Rockband.“