Frauen und Babys willkommen
Das Debüt verkaufte zehn Millionen, der Sänger kassierte drei Grammys. Gelassen gehen Matchbox Twenty mit dem zweiten Album an den Start
In den Videos von Matchbox Twenty sieht Rob Thomas oft aus, als platze jeden Moment sein Kopf bei dem Versuch, die nächste Silbe herauszupressen. Nun sitzt der Sänger abgemagert in einem viel zu großen Hotelsessel. Schuld waren nicht die Anstrengungen der Aufnahmen zum zweiten Album „Mad Season“, sondern Marisol. „Meine Frau ist so schön, dass ich doch versuchen muss mitzuhalten“, seufzt Thomas. Und erzählt gleich mal, wie glücklich er sei und dass alles ganz wunderbar laufe. Fürwahr. Das Jahr fing damit an, dass sich der Amerikaner drei Grammys für den Song „Smooth“ holte, den er für Santana schrieb und sang. Doch ganz bescheiden lehnt er es ab, diese Lorbeeren für sich einzustreichen: „Mit Carlos kann man nicht verlieren. Ich habe den Erfolg gar nicht auf mich bezogen, ich war nur glücklicherweise dabei.“
Nebenbei machte er die ernüchternde Entdeckung, dass die zehn Millionen, die Matchbox Twenty von ihrem Debüt „Yourseff Or Someone Like You“
verkauften, doch nicht so viel bedeuteten. „Für mich wurde während dieser Zusammenarbeit klar: Gut, M20 haben einiges geschafft. Aber verglichen mit Santana sind wir nur Pimpfe.“ So ging er entspannt ins Studio, um mit seinen immer etwas weniger beachteten Kollegen den Nachfolger einzuspielen. Thomas schätzt die Lage, in der sich seine Band befindet, erstaunlich realistisch ein. Dem momentanen Modern-Rock-Hype missvertraut er, mit einem weiteren Multiseller rechnet er nicht: „Wenn du zehn Millionen Platten verkaufst, kannst du nicht sagen: Logo, war ja ein brillantes Werk. Da muss schon alles stimmen: der richtige Zeitpunkt, die passende Stimmung. So was funktioniert garantiert kein zweites Mal. Insofern ist meinerseits kein Erfolgsdruck mehr vorhanden.“
Den größten Unterschied zwischen den beiden Werken sieht er darin, dass die Band jetzt nicht mehr „verdammt jung ist, sondern nur noch jung“. Zusammen sei man in den vergangenen Jahren erwachsen geworden, konstatiert Thomas zufrieden. Die fünf Freunde, früher nur im Südosten der USA unterwegs, bereisten die Welt, Thomas legte sich ein Apartment in New York zu und heiratete. Jeder zweite Song auf „Bad Season“ handelt von Thomas‘ Angebeteter und den Ängsten, die ihn Umtrieben, als er sie kennen lernte: Wird sie mich mögen? Wird sie mit mir gehen? Frauen und Babys sind bei Matchbox Twenty auf Tour immer willkommen. Die Jungs sind so normal, dass sich alle wundern, wenn sie zwischendurch doch mal merken, dass Rob ein Rockstar ist Ihm selbst geht es genauso. „Früher ging ich auch in den Supermarkt, und keiner kreischte oder schrie ,oh my god‘. Jetzt brauche ich das auch nicht, mein Ego ist groß genug!“ Man glaubt es kaum.