Vom Glück auf vielen Hochzeiten tanzen zu dürfen
Joey Burns und John Convertino sind die Rhythmus-Sektion bei Giant Sand, die Köpfe von Calexico und für viele Jobs zu begeistern. Sie haben sogar ihren ersten Filmscore abgeliefert.
Nach den Gunstbezeugungen, die Kritik wie Publikum über „The Black Light“ ausschütteten, könnte man glauben, dassjoey Burns und John Convertino die schönste Nebensache ihrer Wüsten-Welt endlich zum Fulltime-Job gemacht haben.
Doch abgesehen davon, dass all der in Europa gesammelte Lorbeer für das letzte Album in der Heimat nur limitierten Zauber entfaltet: Die Rhythmiker aus Arizona wollen es eigentlich auch gar nicht. Selbst wenn es nicht mehr nötig wäre, andere Jobs für die Miete zu machen – für den kreativen Haushalt und damit letztendlich auch für die Zukunft von Calexico sind sie vorerst essenziell. Burns spricht von einer inspirierenden „Balance“, von der „guten Perspektive auf dich selbst“, die die Arbeit jenseits von Calexico eröffne; Convertino sind auch die „Grenzen“ wichtig, die andere Künstler ihm setzen. „Es ist dann einfach toll, wenn jemand sagt: Hier, spiel das so und so. Das will ich von dir! Richard Buckner etwa hatte ganz detaillierte brstellungen fürs neue Album. Keine Drums, nur Percussion, kleine, einfache, effektive Dinge. Was mich zwang, neu nachzudenken, denn am wohlsten fühle ich mich hinter meinem Drum-Kit.“
Daher ist es für die Vielbeschäftigten, so Burns, durchaus „schwer, die Zeit für Calexico freizumachen, wenn uns gerade die richtige Stimmung dafür erwischt hat. Da kommt die Inspiration zu einem Song oft, wenn du gerade auf dem Sprung zu einem anderen Job bist.“
Die Lust am Fragmentarischen, am akustischen Sketch prädestiniert Calexico natürlich für Soundtrack-Arbeit. Unmittelbar vor den Sessions für ihr neues Album „Hot Rail“ spielten sie endlich ihre erste Filmmusik ein, für „Committed“, die zweite Regiearbeit von Lisa Krueger. „Sie hatte eine klare Vision. Und ich träumte immer schon davon, mal Musik zu bewegten Bildern zu spielen“, sagt Convertino. „Auch wenn das mehr Arbeit ist, als man vielleicht denken könnte.“ Burns stimmt zu: „Das Schwierige ist, den Bildern zwar auf der Spur zu bleiben, ihnen dabei aber auch nicht zu nahe zu kommen. Da kann schon ein kleines Sound-Detail alles ruinieren.“
Alles eine Frage der Balance. Wie die Existenz von Calexico.