Positiver Verrückter
„Mit Michael Leckebusch“, sagte Intendant Heinz Glässgen, „hat Radio Bremen eine unverwechselbare Persönlichkeit verloren.“ Für Alice Cooper war er schlicht der coolste Rockregisseur der Welt Doch als der Erfinder des „Beat-Club“ kürzlich im Alter von 62 Jahren in Osterholz-Schaarmbeck verschied, machte ihn die dpa kurzerhand zum „Fernseh-Moderator“!
„Ich war immer jemand“, erklärte Leckebusch mal, „der hinter den Kulissen die Fäden zog. Selber zu moderieren war überhaupt nicht mein Ding. Das stand von vorneherein fest“ Alles andere war work in progress oder learning by doing. Bei Radio Bremen sowieso. Als rasender Reporter und Regieassistent lernt Leckebusch schnell, was es heißt, aus Scheiße Gold zu machen. Die richtige Feuerprobe lässt nicht lange auf sich warten: 1965 soll er eine Jugendsendung aus dem Boden stampfen. Zwölf mal live – aber mehr als 36 000 Mark im Jahr sind nicht drin. Er improvisiert auf Teufel-komm-raus und engagiert mit Gerd Augustin und Uschi Nerke zwei Moderatoren, die sich gegenseitig aufheben. Dafür kommt die Musik um so besser. Anfangs deutsch („Baby, Baby, Halbstark“), später international, ist alles vor Ort, was die Plattenfirmen so an „Progressivität“ anschleppen können -trotz 600 Mark Einheitsgage.
Leckebuschs suggestiv-überbordende Bildsprache, in die er peu a peu alle denkbaren elektronischen Tricks integriert, zieht die Jugend in den Bann. Wie Majestro hantiert der „Positiv-Verrückte“ sogar am Mischpult Der „Beat-Club“ (83 Sendungen bis 1972; in 37 Länder exportiert) machte ihn zur Legende. Daran ändert auch der Schrott nichts, den er später mit seinem „Musikladen“ ablieferte.