The revolution will be digitized

Der CD-Versand per Computer-Klick steckt noch in den Kinderschuhen, da macht sich schon die MP3-GENERATION zur Wachablösung bereit

Klickklick. In der Adresszeile: www.rapstation.com, eine der zentralen Anlaufstellen für HipHop-Afficionados. Die übliche kunterbunte Schaltzentralen-Optik, nur rechts oben läuft unübersehbar ein animierter Banner durch: „The revolution will not be televised, it will be digitized… break free from the matrix – the new music industry is here!“ Mächtige Ansage. Aber kann die Realität mithalten?

Tatsache ist, dass MP3-Plattformen, Internet-Label, interaktive A&R-Services und Nachwuchsbörsen Hochkonjunktur haben – und das nicht nur im Technologie-Mekka USA. In Deutschland stehen mit Kandidaten wie Vitaminic, Peoplesound, BeSonic, Call-a-Song, Virtual Volume, MCY.com ua. diverse Anbieter am Start, die den legalen Download kommerziell gesellschaftsfähig machen wollen. Neben den tradierten Strukturen, die nach Meinung von Experten „noch sechs bis zehn Jahre den Markt dominieren werden“ (Jeff Bezos), entwickelt sich ein Parallel-Musikkosmos, der neue Wege vom Produzenten zum Konsumenten sucht und früher oder später auch spezifische ästhetische Kriterien, technische Eigenheiten und auch „Net-Stars“ etablieren wird.

Dennoch: Das Internet hat ab Medium mit denselben Kinderkrankheiten zu kämpfen wie jede neue Technologie, so gern sie von den Entrepreneuren der Digital-Ära auch unter den Tisch gekehrt werden. Der Datenverkehr funktioniert (noch) nicht so reibungslos, unkompliziert und kostengünstig, wie uns die Web-Propheten weismachen wollen. Alle suchen fieberhaft nach funktionierenden Business-Modellen – aber noch niemand ist so recht fündig geworden. „Wir müssen aufhören, uns den Kopf darüber zu zerbrechen, wie wir runde Scheiben verkaufen können. In Zukunft werden wir Songs, Song-Packages, Musik-Abos, Streaming und vieles mehr verkaufen“, peitscht Universal-Chef Edgar Bronfman seine Mannschaft vorwärts. Die Visionen der Manager sind klar: das Internet als offene (nicht PC-gebundene) Plattform, im Vergleich zum heutigen Datenstau-Chaos rasante Breitband-Broadcast-Highways und die „Konvergenz“ traditioneller Medien zum multimedialen Streaming/Download/Value Added Content-Service von morgen. Sinnigerweise sind es oft genug die Cracks der „alten“ Musikökonomie, die nun vermehrt engagiert werden, um den digitalen Revoluzzern bei der Beschaffung des Contents unter die Arme zu greifen. Alain Levy, ehemals Chef des weltweiten Polygram-Konzems, wurde von der schwedischen Firma Boxman verpflichtet; Matthias Gibson, zuletzt BMG-Chef in Deutschland, soll künftig den „Downloader“ Peoplesound positionieren – und der italienische Konkurrent Vitaminic hat für seine deutsche Dependance den früheren Propaganda-Musiker und Produzenten Andreas Thein engagiert. Auf die Rolle des imagefordernden Aushängeschilds will sich Thein allerdings nicht reduzieren lassen. Wie für seine Konkurrenten auch, ist die kommerzielle Akzeptanz für ihn nur eine Frage der Zeit An einer technischen Lösung, gebührenpflichtige Downloads via Telefonrechnung zu bezahlen, arbeitet man fieberhaft – und auch die Weigerung der Plattenkonzerne, populäres Repertoire an die Downloader zu rezensieren, werde schon bald einer friedlichen Koexistenz Platz machen. „Die Behauptung, wir würden gegen die Majors arbeiten“, so Thein, „ist ja völlig falsch. Wir sehen uns ab Agent und Makler über den die traditionelle Plattenindustrie ihre Interessen vertreten kann. Unabhängige Plattformen wie Vitaminic sind inzwischen bereits so weit etabliert, dass es für die Industrie auch unsinnig wäre, diese Möglichkeit ungenutzt zu lassen.“ Über die Frage, wann sich die neue Geschäftsidee rechnet – und wer von den Downloadern überleben wird, mag auch Thein nicht spekulieren. „Auch hier gilt: survival of the fittest“

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