Los Lobos
Da sind sie nach -zig Jahren endlich mal wieder hier. Und dann das: ein Tour-Yeranstalter, der sich nicht entblödet, die Wölfe aus East-LA. immer noch klischeestrapazierend als beliebige mexikanische Hochzeitskapelle zu plakatieren, die mit „La Bamba“ als Witzfiguren bei Speedy Gonzalez reüssieren wollen. Als hätte es Alben wie „Kiko“ nie gegeben. Doch es gibt so einiges in der langen Historie des Quintetts. Und folgt man der Philosophie des aktuellen Albums „This Time“, wonach Zeit schon deshalb eine Fiktion bleiben muss, weil wir ihr nur vergeblich hinterherjagen können dann sind Los Lobos vielleicht die Band, die selbst die Zeit besiegen kann.
Sie starten als Garagen-Band mit feistem R&B, so ruppig und polternd. Was auch am rudimentären Timing von Drummer Louie Perez liegt Als die Rhythmen dann geschwungener, gewundener werden, überlässt er die Sticks prompt Aushilfsschlagwerker Victor Bisetti, mogelt sich nach vorn, um als dritter Gitarrist auf Arto Lindsay zu machen. Ein kurioser Anblick: Perez als Hänfling unter Kolossen, wie ein zerstreuter Philosophie-Professor, der sich in einen Workshop für gutes Essen und Trinken verirrt hat. Gute Musik, nicht zu vergessen. Die Band hat derweil mit „Dream In Blue“ kurz „Kiko“ gestreift, um dann „This Time“ als schleppendes Soul-Mantra zu zelebrieren. David Hidalgo äfft – sehr zum Vergnügen von Bassist Conrad Lozano – HipHop-Rituale nach, derweil sich der sonnenbebrillte Cesar Rosas im Dunkel der anderen Bühnenecke mit einer Schönen im Schlangentanz wiegt.
Richtig getanzt wird aber erst, ab Hidalgo, der Mann mit den schläfrigsten Augenlidern nördlich von Tijuana, seine kleine Hohner-Quetschkommode rausholt und sich artig für die Polkas und Waltzes bedankt, die schließlich wir Deutschen in ihren Zipfel der Neuen Welt getragen haben. Und die Los Lobos dann so leicht und schnoddrig servieren wie die beste mexikanische Hochzeitsband, ebenso wie später das unverwüstliche „I Got Loaded“, immer noch der Trink-Song schlechthin, ^ind itfeels alright!“
Ein bunter Abend im besseren Sinne, zwischen Punk-Attitüde, Art-Rock-Ambition und Grateful Dead-Feeling, endet mit einem feierlichen „Corazon“, einem bratzenden „Mas Y Mas“. Aber mehr gibt’s dann nicht. Nicht mal „La Bamba“. Darf man jetzt den Eintritt zurück verlangen?