Die drei Damen von Luscious Jackson lassen sich von niemandem was sagen. Daß sie nicht massenkompatibel sind, stört sie auch nicht
Ihr erstes Demo nahmen Luscious Jackson mit dem Geld auf, das sie als Kellnerinnen verdient hatten. Acht lange Jahre, drei Alben und einen GAP-Werbespot später können sich Sängerin Jill Cunniff, Gitarristin Gabby Glasser und Schlagzeugerin Kate Schellenbach ein bißchen mehr Studiozeit und Technik leisten, aber leicht waren die Aufnahmen zum neuen Album „Electric Honey“ trotzdem nicht. Anfang 1998 stieg erst einmal Keyboaderin Vivian Trimble aus, weil ihr das Touren zu anstrengend wurde. Kein Problem für den Rest der Band, so Gabby: „Vivians Abschied macht keinen großen Unterschied. Jill und ich sind immer die Haupt-Songwriterinnen gewesen, und wir spielen überdies alle die verschiedensten Instrumente. Insofern verändert sich die Dynamik innerhalb der Band sowieso dauernd. Aber wir haben unseren eigenen Sound, den wir immer hatten und immer haben werden.“
Ein paar Samples mehr oder wenigen etwas poppigere oder HipHop-lastigere Sounds sind da nicht unbedingt entscheidend. Die Hauptsache, man hält überhaupt durch, und das ist keine Frage bei Luscious Jackson. Sie waren die erste Band auf dem Beastie-Boys-Label Grand Royal, immer auf dem Sprung zum Superstardom, aber dann doch nie massenkompatibel genug. Gabby stört das kaum: „Wir leben in unserer kleinen Plastikblase. Uns hat noch nie interessiert, was andere gerade machen.“
Grand Royal ist genau der richtige Pattner, „kein Streß, kein kommerzieller Druck. Es ist gut, solche Verbündeten zu haben, denn wir sind tyrannische bitches, die wissen, was sie wollen. Wir lassen uns nichts sagen.“ Außer vielleicht von einigen Gäste, die auf „Electric Honey“ mitwirkten.
Emmylou Harris singt wie bereits beim vorherigen Album „Ferer In Fever Out“ wieder im Background. „Wir sind inzwischen Freunde geworden. Sie war gerade in der Stadt Und weil sie so ein unkompliziertes Mädel ist und so gerne singt, hat sie eben gleich bei einigen Songs mitgemacht“ Ganz so relaxt war die Stimmung nicht, als dann Debbie Harry ankam. Nur Schellenbach war schon daran gewöhnt, mit ihrer großen Heldin zu spielen: „Debbie hatte Kate im letzten Jahr mal angerufen, weil sie bei einigen Blondie-Shows trommeln sollte. Natürlich war Kate im Himmel, und ab wir nun das Album aufnahmen, dachte sie an Debbie und fragte mal vorsichtig an.“ – Das Ergebnis ist „Fantastic Fabulous“.
Hatten sich Luscious Jackson für „I’m In Fever Out“ noch in New Orleans eingemietet, so blieben sie dieses Mal gleich in New York der Inspiration wegen: „Es hilft, wenn du in einer Stadt wohnst und all diese Sounds und verschiedenen Musikstile um dich herum hörst“ Mit dem Song „Country’s A Calling“ beschreiben sie allerdings auch, wie unerträglich New York City sein kann. Gabby jedenfalls freut sich nicht auf die kommenden Monate: „Man muß schon krank sein oder verrückt, wenn einem diese Stadt nicht manchmal auf die Nerven geht Besonders im Sommer, wenn es nur übel riecht und überall tote Tauben rumliegen. Bäh.“ Dann zieht sie sich auf eine Farm in Kalifornien zurück, während Jill weiter Opern einstudiert Oder es wird wieder getourt Seitdem die Band vom Van auf einen Bus umgestiegen ist, macht das auch etwas mehr Spaß. Doch Gabby glaubt nicht daran, daß die gute Stimmung in der Band ewig anhält. Für solch naiven Optimismus hat sie schon zu viel erlebt: „Am Anfang ist fast immer alles wunderbar, tolle Vibes, Harmonie. Du denkst andauernd, ‚this shit works‘. Dann kommst du runter, und rappelst dich wieder auf, doch dann geht’s wieder bergab – und keine paar Jahre später weißt du endlich, daß es immer so weitergehen wird. Wie bei einer langen Beziehung. Obwohl ich leider zugeben muß, daß ich noch nie eine lange Beziehung hatte. Aber ich schätze, so ähnlich ist es.“