TUSCON IST ÜBERALL
„The Glorious Sounds Of…“ ohne völlig vermessen zu wirken, darf so nur einer sein Werk betiteln, der viel Humor und/oder tatsächlich Definitives geleistet hat – und sei es nur in seinem Genre. In der Tat: Was wäre die Sparte „Wüstenrock“ ohne Rich Hopkins?
Auf seinem jüngsten Album mit eben diesem Titel kehrt der Mann aus Tuscon/Arizona für einen zentralen Song sogar geradewegs zu einem Ursprung dieses „gloriosen“ Sounds zurück: In Paraguay, als Mitglied des „Peace Corps“, lernte Hopkins Anfang der 80er Jahre, Guarana zu lieben und Terere zu trinken. Nicht zu vergessen die Nächte am Lagerfeuer: ein Schlafsack, eine Gitarre – und ein Autodidakt, dessen wundersame Akkorde schon bald für Furore sorgen sollten. Sidewinders, Sand Rubies, Underbelly und Woodcocks heißen die Stationen, die zu seiner aktuellen Gruppe, den Luminarios fuhren. Und „Paraguay“, der Song, wird nun zum symbolischen Ort der Sehnsucht – ein bißchen verklärt, wie es sich für einen Mann in der zweiten Lebenshälfte geziemt, aber auch mit schön-schaurigem Gitarren-Tripping, das natürlich gleich wieder die Assoziation „Neil Young“ zum Leben erweckt.
Doch weil’s so schön ist – und vielleicht auch, um dem Vergleich doch zu entkommen -, gibt’s auch noch andere „gloriose“ Sounds. Naheliegend und doch eher fremd ist das MC 5-Cover „Kick Out The Jams“; schließlich spielte damals bei den R&B-Anarchisten Mike Davis den Baß, der heute Hopkins Wüsten-Nachbar ist – und immer noch Baß spielt. Besser passen da Arthur Lees „A Message To Pretty“ und „I Had Too Much To Dream Last Night“ von den Electric Prunes: Pop-Psychedelia at it’s best, wenn auch trokken wie die Wüste. Tucson ist eben überall – im Februar gar hierzulande, wenn Hopkins wieder durch deutsche Clubs tourt.