STEVE WYNN landet den Coup seines Lebens
Das Schöne am Pop-Geschäft? Man weiß nie, wann die Hits kommen. Und im Falle Steve Wynns vor allem nicht: wo sie kommen. So avancierte seine Johnny-Cash-Hommage „That’s Why I Wear Black“ von seinem Album „Fluorescent“ in der „totalen Top-40-Produktion“ (Wynn) des Girl-Duos Somebody’s Darling zum No.l-Hit in Norwegen. Doppel-Platin! Fürs Video wurde er zwecks Cameo-Auftritt extra eingeflogen! Resultat? „Da halten sie mich jetzt für komplett verrückt, weil ich diesen Hausfrauen-Song in meinen Konzerten spiele“, lacht der kalifornische Wahl-New Yorker.
Seine aktuelle Version von Ray Davies‘ „This Strange Effect“ wiederum kann sich vor Airplay in Holland und Belgien kaum retten: kollektive Pop-Erinnerung angepiekst! Ein gewisser Dave Berry hatte den Titel in den Sixties schon mal an die Chart-Spitze gesungen. Wynn: „Es ist fast wie ein Novelty-Song. Ein Freund ließ mein Album laufen, als ältere Handwerker im Haus waren. Als der Titel kam, fielen sie fast von der Leiter! Leute, die vermutlich noch nie etwas von mir gehört hatten.“
„This Strange Effect“ öffnet für den Sequencing-Perfektionisten („genauso wichtig wie Produktion und Arrangements“) die Tür zum „weirdland“ auf seinem aktuellen Album „Sweetness And Light“, erfülle somit „die Funktion, die das erste Blutvergießen in einem Scorsese-Füm hat. Danach sind die Fronten klar, man kann die Geschichte weitererzählen“. Nach der rohen Live-Session „Melting In The Dark“ ist Wynn erstmals auch als ambitionierter Produzent in eigener Sache glücklich mit sich. „Das Album klingt genau so, wie ich gehofft hatte. Ich wollte mehr Tiefe, mehr Details. Das kann in die Hose gehen, wenn zu viele Ideen zu gar nichts fuhren. Aber heute muß ich niemandem mehr erklären, wie ich eine Idee umsetzen will, weil ich das jetzt allein kann.“