Die biesten Alben aus fünf Jahrzehnten

Die Würfel sind gefallen, die Meisterwerke gekürt, die Kandidaten nehmen die ihnen zugewiesenen Plätze in unserem Pop-Pantheon ein. Dem Zwang zur Objektivierung wollten wir uns beugen, bedingungslos sachlich sollte es zugehen und souverän. Natürlich kam es anders. Die Selektion eskalierte zum Glaubenskrieg, die Redaktion spaltete sich in Fraktionen, Tränen flössen, Freundschaften zerbrachen – etwa an so existentiellen Fragen wie „Tattoo You“or not „Tattoo You“. Frust-Stau allenthalben. Alle machten mit, vom Chefredakteur bis zum Art-Director, vom Freien Mitarbeiter bis zum Hausmeister, die Kollegen der US-Ausgabe selbstredendeingeschlossen. Um alle Stimmzettel abzudrucken, brauchte es eine Extra-Beilage, deshalb im Folgenden nur die Favoriten von zehn der an dieser Marathon-Wahl Beteiligten. Widerspruch ist zwecklos. Was uns trotzdem brennend interessieren würde, ist die Frage, welche Alben die geschätzte Leserschaft denn am meisten in diesen Top 100 vermißt. Man lasse uns das auf einer Postkarte wissen (bitte jeweils nur fünf LP’s, der Einsendeschluß ist der 20. Dezember), und wir werden dafür zehn Sets Eurer Top Ten verlosen. Das Ganze addressieren an:

2 THE BEACH BOYS „Pet Sounds

Brian Wilsons in jeder Beziehung einsamer Geniestreich war die Reaktion auf .Jtubber Soul“, übertraf die Fab Four aber bei weitem. Das Album besticht weniger durch einzelne Songs denn durch Stimmigkeit und Atmosphäre des Entwurfs. Die Stücke sind getragen von einer kindlichen Melancholie, die mehr weiß als ihr Schöpfer; ,JPet Sounds“ eilt der Erfahrung lortius. für Wilson, der sich den Brüdern immer mehr entfremdete, war das Werk zugleich Zenit und Fluch seines Schaffens: Bei der Arbeit an „Smile“ verlor er endgültig die Kontrolle.

1 THE ROLLING STONES Exile On Main Street

Neben der Hitze und fiebrigen Dekadenz, der elektrischen Hochspannung und eklektischen Freibeuterei von „Exile“ klingen die frühen Stones-Songs über Sex und Rebellion, in ihrer Zeit doch der Gipfel an Aufsässigkeit und Frivolität, wie harmlose Streiche ausgelassener Schuljungs. „Tropical Diseases“ war der Arbeitstitel für die Sessions in Keefs Keller, und gesund ist tatsächlich nichts an dieser brodelnden Mixtur aus Country und Blues, aus rasendem Boogie, bitteren Balladen und gospeliger Inbrunst. Ein auratisches Chaos.

3 BOB DYUN Highway 61 Revisited „Like A Rolling Stone“ ist der Julminante Auftakt zu Dylans legendärstem Album, das von einem entfesselten Orgel-Sound vorangetrieben wird und atemlos gesungenen Texten, deren wunderbarer .onsense Dylans Ruf als größter Lyriker der Rockmusik zementierte. „Something is happening here but you don’t kitou what it is, do you, Mr. Jones.‘ 1 „, spottet er genüßlich in dem Song über einen Schlauberger, der mit Professoren und Rechtsanwälten renommiert. So oft man diese Platte besucht, gospeliger Inbrunst. Ein auratisches Chaos.

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