Ten Milestones
Es gab andere schöne und wichtige Folk-Alben vor „Frost & Fire“ (Topic, 1965), etwa von Shirley Collins und Davy Graham, doch mit ihrem „Calendar Of Ceremonial Folk Songs“ (Untertitel) gelang THE WATERSONS der erste unsterbliche Klassiker des Revivals, ein Konzept-Album, zudem mit unbegleiteten und wunderbar gesungenen Liedern zum Wechsel der Jahreszeiten.
MARTIN CARTHY intensivierte auf seinem „Second Album“ (Fontana, 1966) seine Zusammenarbeit mit dem Meisterfiddler Dave Swarbrick, und die beiden schwangen sich zu definitiven Versionen unsterblicher Klassiker wie „Lord Franklin“ oder „Lowlands O’Holland“ auf.
Als Duo schon am Ende, stimmten MARTIN CARTHY & DAVE SWARBRICK mit „Prince Heathen“ (Fontana, 1968) zwei Jahre später bereits ihren Schwanengesang an. Ihr letztes, reifstes und bestes Werk.
Früher und unübertroffener Höhepunkt des englischen Folk Rock wurde „Liege & Lief“ (Island, 1969) von FAIRPORT CONVENTION, die ohne Ian Matthews, dafür aber mit Dave Swarbrick visionär und ungezügelt aufspielten. Das episch angelegte, aber von Richard Thompsons Gitarre jederzeit beherrschte „Matty Groves“ gilt als das Genre-Juwel schlechthin.
Fatalerweise brach diese beste aller Fairport-Besetzungen wenige Wochen bevor „Liege & Lief veröffentlicht wurde, auseinander. Sandy Denny ging ihren eigenen Weg und formierte mit ihrem späteren Gatten Trevor Lucas die Gruppe FOTHERINGAY, deren gleichnamiges brillantes Album (Island, 1970) dank interner Querelen leider auch ihr einziges blieb.
Martin Carthy hatte sich derweil STEELEYESPAN angeschlossen, nachdem deren Gründungsmitglieder Gay & Terry Woods nach Irland zurückgekehrt waren, und nahm mit ihnen zwei Alben auf, von denen das erste, „Please To See The King“ B&C l971) das weniger elektrifizierte, aber langlebigere ist.
SANDY DENNY, aller gruppendynamischen Prozesse und Exzesse inzwischen abhold, veröffentlichte mit „The North Star Grassman And The Ravens“ (Island, 1971) ihre erste, fantastische Solo-LP, der noch drei weitere folgen sollten, bevor sie 1978 auf tragische Weise ums Leben kam.
SHIRLEY COLLINS hatte bereits seit 1959 auratische Folk-Platten herausgebracht, stieß aber erst mit „No Roses“ (Mooncrest, 1971) zum Folk Rock, unter tätiger Mithilfe der Albion Country Band, einem Sammelsurium berühmter Folkies, zu denen auch Mitglieder vonSteeleye, Fairport sowie diverse Watersons gehörten. Ein dunkles, morbides Werk.
„Bright Phoebus“(Trailer, 1972) von LAL & MIKE WATERSON ist gewissermaßen das sonnige Gegenstück dazu sowie ein weiterer Beleg für den inzestuösen Charakter der britischen Folk-Cliquen: featuring Martin Carthy, Ashley Hutchings, Tim Hart, Maddy Prior und…
RICHARD THOMPSON, der seinerseits Fairport verlassen hatte und mit „Henry The Human Fly“ (Island, 1972) sein erstes Solo-Album vorlegte, ein entscheidender Schritt in Richtung auf die genialen Platten, die er ab 1974 mit seiner Frau Linda aufnahm, allen voran „I Want To See The Bright Lights Tonight“.