Folk/Country

SANDY DENNY

Seit „Who Knows Where The Time Goes“ (Hannibal) – 43 Aufnahmen auf drei CDs, zusammengestellt von Joe Boyd und Trevor Lucas – sind weitere CDs mit unveröffentlichtem, gleichwohl faszinierendem Studio- und Live-Material von dieser Sängerin erschienen, darunter eine Auswahl aus ihren BBC-Auftritten, bei denen Denny in sensationeller Form zu hören ist. Aber neben den vier Platten mit Fairport Convention ist dies Set von 1985 allemal erste Wahl, wenn man die Sangeskunst dieser „Callas der neueren Folk Music“ kennenlernen möchte. Hier sind gar die Fairport Convention-Outtakes wie auch die Cover-Version von Richard Farinas „The Quiet Joys Of Brotherhood“ von so phänomenaler Qualität, daß die Box allein solcher Demos und Raritäten wegen ihr Geld wert ist.

NICK DRAKE

Wieso Produzent Joe Boyd zu Drakes 20jährigem Todestag „Way To Blue – An Introduction To Nick Drake“ (Island) herausbrachte, macht er nicht so recht plausibel Natürlich ist die Auswahl gelungen, aber dennoch eignen sich die 16 Tracks – von Boyds nahezu unleserlichen Liner Notes ganz abgesehen – allenfalls zu einem ersten Kennenlernen. Das wahre „Best Of‘-Set sind im Fall dieses Song-Poeten jedoch die in der „Fruit Tree“-Box (Hannibal) komplett gesammelten Werke: Drakes drei Original-LPs plus die 14 nachgelassenen Aufnahmen auf „Time Of No Reply“. Ein besseres Box Set als dieses gibt’s eh nicht.

EMMYLOU HARRIS

Vielleicht ist „Portraits“ nicht der definitive Rückblick auf die Warner-Jahre Emmylous, aber doch beinahe, bindet man hier auf der ersten CD vier frühere Aufnahmen mit Gram Parsons und eine kleine Auswahl aus ihren sensationellen ersten vier Alben auf Reprise. Die zweite CD dokumentiert die möglicherweise allzu produktiven Jahre 1979 bis 1981 (vier LPs in so kurzer Zeit), während die dritte viele Duette mit diversen prominenten Kollegen zu bieten hat. Die auf CD 2 (vor allem die Coverversion des Townes Van Zandt-Songs „If I Needed You“ mit Don Williams) sind jedoch nicht sonderlich sensationelle Interpretationen.

WAYLON JENNINGS

Kumpel Willie N. behauptet, der „clean“ gewordene Waylon J. sei ein Langweiler geworden. Das Doppel-Set „Only Daddy That’ll Walk The Line“(RCA/Aris) muß dann wohl die Jahre davor dokumentieren, in denen Waylon – oft hervorragende Kompositionen von Kollegen singend – alles andere als langweilig war. „Wanted – The Outlaws“ (RCA/Aris), die Jubiläums-Fassung dieses „Outlaws“-Klassikers, bot letztes Jahr zusätzlich neun Outtakes der Sessions sowie eine Neuaufnahme von Steve Earles „Nowhere Road“. Zwei exzellente Samplet, die Jennings auch in Gesellschaft seiner langjährigen Kollegen optimal repräsentieren.

WILLIE NELSON

„Revolutions Of Time…The Journey 1975 – 1993“ (Columbia) ist sicher nicht der definitive Karriere-Rückblick; dazu bedarf es im Falle von Nelson mindestens deren drei. Einmal der „Night Life“-Sampler der Jahre 1959 bis 1971 (Rhino), dann die auf einer CD zusammengefaßten Meisterwerke „Shotgun Willie/Phases & Stages“ aus seiner kurzen Atlantic-Phase – und dann diese 3 CD-Sammlung seiner Columbia-Jahre. Die meisterliche LP „Red Headed Stranger“ übernahm man natürlich (leider) nicht komplett, konzentrierte sich andererseits bei den nicht ganz so gelungenen Alben auf die allerbesten Tracks. Aus diesem Grund hat „Revolutions…“ Vorrang vor anderen Samplern wie „Who’ll Buy My Memories“ oder der „Classic & Unreleased Collection“.

GRAM PARSONS

Würde man Dylans „Bringing It All Back Home“ mit „Highway 61 Revisitcd“ oder Eric Claptons „461 Ocean Boulevard“ mit „Slowhand“ auf einer CD koppeln, dann hätte das eine im künstlerischen Rang vergleichbare Bedeutung wie „GP/Grievous Angel“ (Reprise), dem „twofer“ von Parsons‘ zwei Solo-LPs: Monumente des Country Rock von derselben Qualität wie Gram Parsons‘ Arbeiten mit den Byrds und Flying Burrito Brothers.

JOHN PRINE

Prines Debüt – definitiv eines der größten der letzten 30 Jahre konnte man selbstverständlich nicht gleich komplett integrieren. Eine genauso grandiose Song-Kollektion hat der Country-Folkie mit dem staubtrockenen Humor in den nächsten 25 Jahren zwar nicht mehr vorgelegt. Wieso der mittlerweile „Grammy“dekorierte Prine von seinen prominenten Kollegen längst neidlos als einer der ganz großen Singer/Songwriter anerkannt ist, erläutert das 2 CD-Set „Great Days -The Anthology“ (Rhino) anhand von 40 trefflichen Beispielen seiner satirisch-humanistischen Liedkunst. Great days, great fun.

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