Das burleske US-Duo Ween, berüchtigt für wüste Musik- Parodien, nahm ein beinahe klassisches Country-Album auf
Die Augenlider von Dean Ween hängen auf Halbmast. Er hat sich auf dem Hotelbett in eine Decke eingerollt, im Mundwinkel kokelt eine Zigarette. „Hey! Dies hier ist mein smoke-in für den Frieden“, verkündet er auf einmal aufgekratzt. Auf solche Ideen kommt, wer die letzte Nacht nicht geschlafen hat, aber zum Mittag Rotwein trinkt. Und, natürlich, wer mit Yoko Ono die Bühne geteilt oder Remixes für sie angefertigt hat. Beides wurde von Dean und Ween-Glaubensbruder Gene bereits erledigt.
Aber darum geht es jetzt nicht. Dean, der von seiner Mutter Mikkey gerufen wird und für Behörden den Nachnamen Melchiondo führt – Dean also liegt da irgendwo unter der Decke begraben, um über das neue Album von Ween zu sprechen. Ein Country-Album. Ohne Wenn und Aber. „12 Golden Country Greats“ steht drauf, und die sind auch drin.
Songs, die wie Klassiker klingen, jedoch aus der Feder der beiden Underground-Zampanos stammen. Der Sound ist authentisch, nicht von ungefähr. Produziert wurde das Werk nämlich in Nashville, Tennessee, und mitgewirkt haben Studio-Musiker von Rang. Was nicht einmal extreme Auswirkungen auf das Budget hatte. „Du bezahlst nur die von der Gewerkschaft ausgehandelten Tarife“, sagt Dean. „Die Arbeit war außerdem entspannt. Wir benötigten nicht viele Takes. Das sind alles alte Hasen, die wissen, wie das läuft. Die gehen ins Studio wie andere ins Büro.“ Komische Situation:
Da kommen zwei Spunde aus dem Norden, die sonst Burlesken über Aids oder Gehirnhautentzündung singen, ihre Platten-Cover mit Pin-Ups schmücken, unter ihrem Pseudonym Moistboyz wirren Lärm produzieren und sogar einen obskuren Dämon namens Booghish anbeten, um in Nashville verdiente, in Würde ergraute Musiker zu engagieren. Darunter den legendären Harp-Spieler Charlie McCoy oder The Jordanaires, die einst Elvis begleitet haben. Kann das gutgehen?.
Nun ja, Ween gehören vielleicht zu jenen Leuten, die sich ins Bett legen, ohne vorher die Schuhe auszuziehen, so wie Dean während seines smoke-ins, doch bei einer Goldenen Hochzeit binden auch sie sich einen Schlips um. Oder so ähnlich. „Klar, wir haben unsere Texte schon entschärft“, gesteht Dean. „Diese alten Musiker sind alle sehr religiös, The Jordanaires singen ja auch Kirchenlieder. Da können wir keine Texte über Satan dichten.“ Gab es die Idee, die Songs einmal live mit der Original-Mannschaft zur Aufführung zu bringen? Auch daran haben die Schelme natürlich gedacht: „Wir hätten schon gerne ein Konzert mit ihnen in New York gegeben, aber ehrlich: Du kannst diese alten Menschen für einen einzigen Auftritt nicht so lange in ein Flugzeug setzen. Die sind immerhin alle schon um die 60 Jahre alt und brauchen ihre Ruhe.“