Ringo Starr: „Ich spiele etwas schlampig, aber es groovt trotzdem.“
Mit 84 erkundet der Ex-Beatle auf seinem neuen Album „Look Up“ noch einmal seine Liebe zum Country
Als Ringo Starr sich anschickte, ein halbes Jahrhundert nach „Beaucoups Of Blues“ wieder ein Country-Album aufzunehmen, war er plötzlich wieder auf der Höhe der Zeit. Beyoncé hatte das Genre mit „Cowboy Carter“ neu belebt.
Doch „Look Up“, seine Sammlung von 11 neuen, von der Rootsmusik inspirierten Songs sei nicht vom Country-Boom, sondern von einem zufälligen Treffen mit dem Altmeister der Americana, T Bone Burnett, inspiriert, so Starr. Bei einer Lesung von Olivia, der Witwe von George Harrison, seien sie sich begegnet. „Ich sagte: ‚Ich mache diese EPs, und wenn du einen Song hast, warum schickst du ihn mir nicht?‘ Und er schickte mir diesen wunderschönen Country-Song“, erinnert sich Starr.
Burnett, der geniale Produzent hinter dem mit einem Grammy ausgezeichneten Soundtrack zu „O Brother, Where Art Thou?‘“, schlug Starr vor, gemeinsam ein ganzes Album aufzunehmen, und lieferte weitere Songs für „Look Up“ – und stellte zudem eine Band mit Cracks wie Billy Strings und Molly Tuttle zusammen, die den Beatle begleiteten sollten. Starr war Co-Autor von des Songs „Thankful“, der das Album beschließt, und spielte durchgehend Schlagzeug. „Ich spiele etwas schlampig, aber es groovt trotzdem, weißt du?“ sagt er.
„Aber als ich zum ersten Mal Songs schrieb, spielte ich sie den Jungs im Studio vor, und sie lagen vor Lachen auf dem Boden,“
Wie haben Sie als Kind in England die amerikanische Country-Musik entdeckt?
Ich war noch ein kleiner Junge, als ich einen von Gene Autrys Filmen sah. Er begann zu singen: „South of the border/Down Mexico way“, und zwei andere Männer auf Pferden sangen: „Aye yi yi yi.“ Es war ein musikalischer Nervenkitzel für das Kind, das ich war. Ich wurde älter und begann, Country-Musik zu hören. Dann gab es den Pete-Drake-Moment, als George [den Pedal-Steel-Gitarristen] nach England einflog, damit er auf seinem Album mitspielte, und aus irgendeinem Grund schickte ich mein Auto zum Flughafen, um ihn ins Studio zu bringen. Er kam herein und sagte: „Hoss“ – er nannte mich gern „Hoss“ – „Ich sehe, du magst Country-Musik. Warum kommst du nicht nach Nashville und nimmst eine Platte auf?“
Jetzt spielen Sie mit neuen Stars wie Billy Strings und Molly Tuttle.
Molly hat eine großartige Stimme und Billy ist ein fantastischer Gitarrist. Jemand hat mir erzählt, dass er früher Heavy Metal gespielt hat. Und nur um alle in Nashville zu verwirren: Wie geht es Hank the Third? Ich mochte die Platten, die er gemacht hat. Sie haben Biss.
Ich hätte nicht gedacht, dass Sie ein Fan von Hank Williams III sind.
Na ja, wissen Sie, ich habe mit Hank dem Ersten angefangen, bin dann irgendwie über Hank den Zweiten hinweg zum Dritten gekommen.
„Wir trafen Johnny Cash beim letzten Auftritt der Beatles in San Francisco. Johnny war da, um uns zu verabschieden.“
Sie haben gesagt, dass Ihre Lieblingssängerin Kitty Wells ist. Wer hat sie sonst noch beeindruckt im Country?
Ernest Tubb. Er hatte ein Album herausgebracht, das mich in England erreichte, „Midnight Jamboree“. Am Ende liebten wir alle Waylon [Jennings] – er war wirklich ein Rock-Country-Star – und wir alle lieben Willie [Nelson] bis heute. Wir trafen Johnny Cash beim letzten Auftritt der Beatles in San Francisco im Candlestick Park. Johnny war da, um uns zu verabschieden.
Waren die Jungs offen dafür, dass du Country-Songs einbringst?
Ich durfte einen Titel jeder Platte singen, weil wir zwei großartige Songwriter hatten, und dann fing George an zu schreiben. Aber als ich zum ersten Mal Songs schrieb, spielte ich sie den Jungs im Studio vor, und sie lagen vor Lachen auf dem Boden, weil ich nicht bemerkt hatte, dass ich nur bereits existierende Songs umgeschrieben hatte, wie „Yesterday“ als „Come and Play“.
„Ich habe mein iPhone hauptsächlich zum Fotografieren.“
Zur ersten Besetzung der All-Starr Band gehörten Rick Danko und Levon Helm. War das ein Versuch, der Show ein wenig Country-Sound zu verleihen?
Soll ich dich glücklich machen und ja sagen? (Lacht.) Nein, als ich zusagte, auf Tour zu gehen, rief ich Joe Walsh an und sagte: „Hey, Joe, sie haben mir diese Tour angeboten. Willst du mitkommen?“ Und dann Billy Preston, Dr. John und dann Levon und Rick. Wie verrückt war diese Band? Sie hatte drei Schlagzeuger: Ich war einer, dazu Levon und Jim Keltner, aber es hat gerockt.
Der Titelsong des neuen Albums handelt von all dem, was wir erleben können, wenn wir nur „nach oben schauen“. Haben Sie bei der Aufnahme an Menschen gedacht, die auf ihre Handys starren?
Ich bin kein überzeugter iPhone-Nutzer. Ich habe zwar eins, aber hauptsächlich zum Fotografieren. Ich mache mehr Fotos damit als Anrufe.
Sie haben einen Song namens „Thankful“ für Look Up geschrieben. Wofür ist Ringo Starr heute dankbar?
Ich bin dankbar für mein Leben. Ich bin dankbar für all die Freunde in meinem Leben, meine Kinder. Wir sind in L.A. und es ist ein sonniger Tag. In diesem Lied singe ich: „It’s a beautiful day here in California.” Ich bin jetzt hier zu Hause und habe viele gute Freunde.
Interview: Joseph Hudak