Joe Satriani lobt die Gitarrenkünste von Kurt Cobain
Der Meistervirtuose des Solos macht ein bisschen Frieden mit Grunge. Zumindest Nirvana hätten ihn glücklich gemacht
Wenn irgendwo das Prädikat „Gitarrenlegende“ in Kombi mit „Virtuose“ fällt, ist Joe Satriani nicht fern. Der einstige Autodidakt aus New York war Lehrmeister und Stilpapst für spätere Stars wie Kirk Hammett von Metallica oder Tom Morello (Rage Against the Machine).
Mit Steve Vai, seinem langjährigen Bruder im Geiste, hat er eine gemeinsame Band mit einem schräg klingenden Namen gegründet: Satchvau, wobei „Satch“ Satrianis langjähriger Spitzname ist, und „Vai“ steht schlicht für den Mann mit der dreihälsigen Gitarre. Das Dreamduo geht gemeinsam unter dem Motto „Surfing with the Hydra“ auf internationale Tournee, auch drei Deutschland-Termine gibt es im Juli 2025.
Die berühmten drei Akkorde
Lange Zeit herrschte ein künstlerischer Zwist zwischen der fingerflinken und artifiziellen Kunst, wie sie Satriani, Bonamassa und Co beherrschen und der hingerotzten Punk-/Grunge-Schule der Gitarren-Spielart; die berühmten drei Akkorde.
In einem Interview mit dem Fachmagazin „Classic Rock“ wirft Joe Satriani nun diese Gräben zu. Zumindest bescheinigt er ausgerechnet Kurt Cobain, dass dieser „ein großartiger Gitarrist“ gewesen wäre.
Dabei hatte der Nirvana-Sänger an der Fender Jaguar stets betont, dass Dur- nicht von Moll-Akkorden unterscheiden konnte, und dass er auch keinerlei Verlangen hegte, sich irgendwie zu verbessern. „Ich würde nicht mal die einfachsten Prüfungen bestehen“, sagte er 1993. „Jeder weiß da mehr als ich.“
Virtuosen-König Satriani ficht das nicht an. „Ich war sehr glücklich mit den Nirvana-Platten“, und bescheinigt Cobain ein intuitives Talent. „Er war ein großartiger Gitarrist. Wenn man sich die Nirvana-Clips anschaut, merkt man noch heute, dass dieser Typ alles spielt, was er spielen soll. Er schaut nicht auf das, was er spielt, also beherrscht er das Instrument auf seine Art offensichtlich wirklich.“
Aus-der-Mode-Kommen des Gitarrensolos
Ebenso relevant: „Und er spielte zusammen mit einem der größten Schlagzeuger aller Zeiten; Dave Grohl. Das hätte nicht funktioniert, wenn er kein guter Gitarrist gewesen wäre.“
Auf die Frage, ob das Aus-der-Mode-Kommen des Gitarrensolos in Folge der Punk-und Grunge-Ära sein Verhältnis zu seinem Instrument igrendwie geändert habe, sagte er: „Ich habe dem keine Beachtung geschenkt. Mein Album ‚The Extremist‘ von 1992 war eine Liebeserklärung an die Classic-Rock-Ära, also ohnehin eine Rückbesinnung. Als ich aus dem Studio kam, musste ich feststellen: ‚Oh, um mich herum alles Nirvana und Soundgarden’“.
Neben seinem Satchvai-Projekt spielt Satriani in der Band von Van-Halen-Kollegah Sammy Hagar. In diversen Las-Vegas-Shows kommt das Halen-Album „Best of All Worlds“ zur Aufführung.
Schon vorher veröffentlichte er ein Live-Album des Langzeitprojektes „G3“, bei dem seit den 1990ern virtuos legendäre Songs interpretiert werden. Beim All-Star-Line-Up sind Steve Vai und Eric Johnson an Bord.