Rückblick 2024: Charli XCX und der Sommer der Gören

Der Brat-Sommer der selbstermächtigten jungen Frau zog sich bis zum langen US-Wahlkampf.

Im Sommer 2024 zeigte die Welt ihr Herz für selbstbewusste Gören. Für verwegene weibliche Wesen, die bunte Kleidung tragen und es im Wahlkampf mit misogynen Rassisten aufnehmen.

Als die Sängerin Charli XCX die Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris durch ihren viralen Post „Kamala IS Brat“ in einen Topf mit Heldinnen wie Pippi Langstrumpf, Jessica Jones und Harley Quinn warf, wurde ein Gegenentwurf zu den sogenannten Clean Girls skizziert, die für Smoothie, Yogamatte und Scandi Style stehen.

Plötzlich wollten alle „Brat“ sein

Möglichst „Brat“ zu sein, das versuchten danach alle. Manche holten sich dafür TikTokTipps, verwischten den Eyeliner und verbrannten ihren BH. (Oder legten zumindest das Bralette beiseite.) Und auch wenn das Ratzfatz-in-Schubladen-Stecken der Gen Z fast so sehr nervt wie ihre untertänige TikTok-Abhängigkeit und zudem beides nicht mal gereicht hat – schließlich wird es nun leider doch keine Ober-„Brat“ geben, die mit den patriarchalen Strukturen ihres Heimatlandes aufräumt, sondern die reaktionären „Clean Girls“ und „Tradwives“ triumphieren –, hat der Brat-Sommer gezeigt, dass es theoretisch gehen könnte.

Dass die Energie und das Interesse vorhanden sind, dass die Lebenslust nur kurz angestupst werden muss. Dass die Identifikationsfigur der selbstermächtigten jungen Frau, die nicht um jeden Preis gefallen will, irgendwo unter den Traditionsschichten verborgen lauert.

Wenn man die Brats doch nur dazu bringen könnte, allen Clean Girls heimlich einen Tequila-Shot in den Kurkuma Latte zu kippen. Die Welt wäre so viel besser.

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