Guns N‘ Roses: Auf dem Weg zum Sellout?

Herzensangelegenheit oder schnelle Gage einstreichen: Was bedeutet ihr Festivalauftritt beim Wacken?

„Rocklegenden“, „absolutes Highlight“, „einfach sensationell“. Der jüngst bestätigte Headliner-Auftritt von Guns N’Roses beim Festival in Wacken wird mit großer Euphorie gefeiert.

„Ein Traum“ erklärte Veranstalter Holger Hübner in der hauseigenen Info-Postille „The Bullhead“. Man sei stolz, „mit Guns N’ Roses ein absolutes Highlight setzen zu können. Für uns eine Gelegenheit, die es nur einmal im Leben gibt.“

Endlich ein fetter Name ganz oben auf dem Plakat des legendären und längst ausverkaufen Hard-&-Heavy-Treffens im Hohen Norden.

Alles super also?

Zumindest aus der Perspektive des internationalen Live-Geschäfts bleiben Fragen. Die US-Kollegen von Linkin Park, die sich im Zuge ihres aktuellen Albums „From Zero“ auf einem neuen Höhenflug wähnen, haben Festival-Auftritte bei Rock am Ring und bei Rock im Park 2025 ausgeschlagen. Trotz üppiger Festgagen kann die neu formierte Band mit ihren selbst organsierten Stadionkonzerten offenbar mehr Kohle verdienen.

Solo ist das neue New York!

Kontrovers formuliert: Die „ganz Großen“ haben es nicht mehr nötig. Sie müssen sich keiner Festival-Kalkulation unterordnen. Solo ist das neue New York. Die Mega-Multi-Millionen-Damen Adele und Taylor Swift haben es vorgemacht.

Thomas Jensen, einer der Wacken-Gründer, hat sich zum Gagenpoker vor geraumer Zeit bei stern.de geäußert. Damals sollen die wieder vereinigten Guns N‘ Roses für ein Festival-Auftritt in Großbritannien mehr als fünf Millionen Euro kassiert haben. „So eine Entwicklung ist gefährlich. Doch das Festival hätte so eine Summe ja nicht bezahlen müssen“, so Jensen im Sommer 2018. „Am Ende ist es Angebot und Nachfrage. Wir verhandeln auch mit solchen Bands. Aber wir sind nicht bereit, den Charakter des Festivals den Wünschen einer Band anzupassen.“

So richtig abgefuckt wäre doch auch ganz schön!

Sechs Jahre später haben sich „Angebot und Nachfrage“ bei Guns N Roses offenbar eingeruckelt. Ihre Tour mit großen Spielorten wie dem Londoner Wembley-Stadion, aber auch abseitigeren Venues in Shekvetili (Georgien) oder Hradec Kralove (Kroatien) tragen dem Rechnung.

Man muss das Festival-Engagement von Axl Rose und Co zum Ende ihrer Nahost- und Europa-Tour nicht unbedingt als „Rudis Resterampe“ bezeichnen, wie manche Spötter im Netz.

Doch ein gewisses Einpegeln auf Normalmaß ist bei den bösen Buben aus Los Angeles unverkennbar. Und ob sie wirklich noch die postulierte sensationelle Highlight-Show auf die Brücke bringen werden, wird sich in einem runden halben Jahr zeigen. So richtig abgefuckt wäre doch auch ganz schön!

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates