Die besten Songwriter aller Zeiten (21): Lou Reed

Warum Lou Reed einer der besten Songwriter aller Zeiten war

Die besten Songwriter aller Zeiten (21): Lou Reed

„Ich wollte den großen amerikanischen Roman schreiben, hatte mein Herz aber auch an den Rock’n’Roll verloren“, erklärte Lou Reed in einem Interview 1987. „Folglich wollte ich alles auf eine Platte pressen, was von den Leuten gewöhnlich ignoriert wurde. Ich wollte Rock’n’Roll schreiben, den man auch als Erwachsener noch hören konnte. Rock’n’Roll, der inhaltlich wie auch sprachlich zeitlos war.“

Und das machte er dann auch. Als Student hatte er ein Seminar für Creative Writing besucht. Nebenher in Bar-Bands Coverversionen gespielt. Und kurzzeitig auch im legendären Brill Building als Pop-Songschreiber gearbeitet. Reed bezog seine Inspirationen aus der Literatur (Sacher-Masochs „Venus im Pelz“, William Burroughs‘ „Naked Lunch“) und seinen eigenen Begegnungen – etwa mit den schillernden Charakteren aus Warhols Factory, die in klassischen Reed-Songs wie „Candy Says“ und „Walk On The Wild Side“ ihren Niederschlag fanden.

„Candy Says“:

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Neben Studien über polymorphe Sexualität und die Psychologie des Drogenabhängigen konnte er aber auch berührend schlichte Lovesongs schreiben (wie „Pale Blue Eyes“ oder „I’ll Be Your Mirror“), die zu den gelungensten Exemplaren der Popgeschichte zählen.

Obendrein entwickelte Reed eine fast schon wissenschaftliche Obsession, als er – anfangs mit Velvet Underground, später aber auch solo – den unerforschten Klangmöglichkeiten der E-Gitarre auf die Spur zu kommen versuchte. Sein kreativer Pioniergeist sollte nie ermüden: Eines seiner letzten Projekte war das gemeinsame Album mit Metallica, auf dem er „Lulu“ (Frank Wedekings Theaterstoff aus dem späten 19. Jahrhundert) zu einem unerwarteten Revival verhalf.

Arne Willander über Lou Reed

„Jeder Musikjournalist, der ein Interview mit ihm führen sollte, hat eine Geschichte über das Treffen mit Lou Reed. Er galt als übel gelaunter Misanthrop und Zyniker, ein alternder Rock-Star mit Allüren, eine Diva, die sich schnell langweilt. Seine Launen waren willkürlich oder folgten einem geheimen Plan – wer davon kam, der berichtete erstaunt von einem aufgeräumten und angenehmen Mann, der gern noch ein wenig länger sprechen wollte.

Doch die meisten kamen nicht davon. Auf Drogen durfte man ihn niemals ansprechen – tat man es doch, wurde Reed zur Bestie, da half auch das Prozac nicht. Die Autorin Sylvie Simmons dokumentierte einen Wutanfall, bei dem der Künstler sie als Hure beschimpfte. Vielleicht waren es die Elektroschocks, die Lou Reed in seiner Jugend gegen die latente Homosexualität verabreicht wurden, vielleicht waren es all die Rauschgifte, die er später konsumierte: Mit ihm war nicht gut Kirschen essen.“

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