Die besten Songwriter aller Zeiten (28): Woody Guthrie
Selbst einen Song über fliegende Untertassen konnte er sich nicht verkneifen. Woody Guthries Musik, schrieb Dylan in seinen Chronicles, „hatte den langen Atem der Humanität“.
Die besten Songwriter aller Zeiten (28): Woody Guthrie
Der einflussreichste Folksänger in Amerika beschrieb seine Arbeitsweise einmal wie folgt. „Wenn ich einen Song schreiben will und die Worte auf dem Papier habe, schaue ich mich um und suche nach einer Melodie, die ihre Attraktivität beim Publikum bereits unter Beweis gestellt hat.“
Woody Guthrie, der Sohn einer vergleichsweise betuchten Familie in Oklahoma, doch radikalisiert durch die Great Depression, klapperte die komplette US-Musiktradition nach brauchbaren Melodien ab. Ob Country, Gospel, Blues oder Novelty Song. Alle Quellen waren ihm recht, um seinen gesellschaftskritischen Songs den nötigen Schmiss zu geben.
„This Is Your Land“:
„This Land Is Your Land“, das er 1940 bei einem Heimaturlaub von der Handelsmarine aufnahm, bediente sich melodisch bei einem alten Gospelsong namens „Oh My Loving Brother“. Das Spektrum seiner Musik kannte schon bald keine Grenzen. Guthrie schrieb Kinderlieder, Lieder für das jüdische Chanukka-Fest und Lieder für die Gewerkschaften. Er feierte den „Outlaw“ Jesus und die US-Truppen im 2. Weltkrieg.
Und er denunzierte Charles Lindbergh als Nazi-Sympathisanten. Selbst einen Song über fliegende Untertassen konnte er sich nicht verkneifen. Guthries Musik, schrieb Dylan in seinen Chronicles, „hatte den langen Atem der Humanität“.
Woody Guthrie beschrieb Trump schon vor 65 Jahren als Rassisten
Im Dezember des Jahres 1950 unterschrieb Woody Guthrie den Mietvertrag für ein neues Apartment im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Nun, mehr als ein halbes Jahrhundert später, sorgt dieser Vertrag für Aufsehen.
Wie Will Kaufman, Professor in amerikanischer Literatur und Kultur an der Universität Central Lancashire, bei Nachforschungen entdeckt hat, setzte der Mann, der „This Land Is Your Land“ schrieb, seinen Namen neben den von Donald Trumps Vater. Fred Trump besaß zum damaligen Zeitpunkt eben jenes Wohngebäude, in dem der Folk-Musiker für zwei Jahre lebte. Das allein ist vielleicht noch nicht der Rede wert, wohl aber, dass die Beziehung zwischen Guthrie und seinem Vermieter alles andere als rosig war. Damals bezeichnete Woody Guthrie ihn als Rassisten – auch heute, 65 Jahre später, wird Freds Sohn Donald Trump ebenfalls beschuldigt, Rassismus innerhalb der US-amerikanischen Gesellschaft zu schüren. Besonders befremdlich: Er betont sogar stolz, die von seinem Vater vermittelten Werte fortzuführen.
Guthrie bemerkte, wie in seinem Wohnblock Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe ausgegrenzt wurden – Trump nahm keine schwarzen Mieter an. In den Tagebüchern von Woody Guthrie wurden kürzlich Schriften darüber entdeckt, wie er versuchte, die Ausgrenzung zu stoppen, um eine heterogene Gemeinde zu schaffen.
In einem Gedicht heißt es:
I suppose
Old Man Trump knows
Just how much
Racial Hate
he stirred up
In the bloodpot of human hearts
When he drawed
That color line
Here at his
Eighteen hundred family project ….
Ein weiteres Gedicht lautet:
Beach Haven ain’t my home!
I just cain’t pay this rent!
My money’s down the drain!
And my soul is badly bent!
Beach Haven looks like heaven
Where no black ones come to roam!
No, no, no! Old Man Trump!
Old Beach Haven ain’t my home!
Donald Trump ruhte sich nicht im mittelständischen Unternehmen seines Vaters aus, sondern begann Luxus-Bauten, Hotels und Golfanlagen zu errichten. 2015 sagte er jedoch in einem Interview mit der „Washington Post“: „Mein Vermächtnis hat seine Wurzeln im Vermächtnis meines Vaters.“ Guthrie hätte wohl deshalb auch den Präsidentschaftsanwärter Trump für seine aggressive Einstellung verachtet.