Simon Joyner
„Coyote Butterfly“
BB*Island (VÖ: 22.11.)
Abschiedslieder vom großen Songwriter.
Erst regnete es eine Woche. Die Hunde bissen auf die Zähne, „just like me“. Dann regnete es einen Monat. Die Sonnenblumen waren schon ganz besoffen, „just like me“. Dann regnete es ein Jahr. Die silberne Birke wurde grau und bitter, „just like me“. Schließlich begann es zu regnen, „when you closed your blue eyes“, bis jede Wolke völlig leer war, „just like me“. So ist das mal wieder mit Simon Joyner. Oft wird alles immer schlimmer, wie hier in „The Silver Birch“, ohne Katharsis. Doch am Ende weiß man nicht, was verblüffender ist: die formale Meisterschaft dieses Songschreibers oder der Umstand, dass seine Songs einen weniger deprimiert als erleichtert zurücklassen.
Am Ende weiß man nicht, was verblüffender ist: die formale Meisterschaft dieses Songschreibers oder der Umstand, dass seine Songs einen weniger deprimiert als erleichtert zurücklassen
Gerahmt von zwei mit datierten Field Recordings unterlegten Instrumentals, die „Red-Winged Black Birds“ und „Cicada Song“ heißen, führt das immer noch bestgehütete Songwriter-Geheimnis von Omaha auf „Coyote Butterfly“ in acht Songs vor, was Abschied heißt. Mal bleiben nur „the smiles under glass or in somebody’s chest all filed away“. Mal werden Worte zu Staub, „dancing in the light“, bevor es runtergeht nach „Biloxi“, wo selbst der Leuchtturm nicht mehr heimleuchtet, „since Elvis was the King“. Im Titelsong spart sich Joyner ein Narrativ, schickt Reue und Schmerz gleich konzentriert zum bestirnten Himmel über ihm. „The moon slips behind a cloud to kiss you, the sun laughs out loud because I miss you.“ Merke: Ein gebrochenes Herz bleibt lieber aus dem Blick.
Als Sänger bleibt Joyner spektakulär unspektakulär, weil sein in sich ruhender Vortrag jederzeit gut ist für dieses Überraschungsmoment. Wie seine Stimme kurz bricht bei „lullaby“ in „I’m Taking You With Me“. Vielleicht weil sie um die Schönheit des folgenden Verses wusste. An dessen Ende sich der Wind einfach den falschen Tag ausgesucht hatte. Keine Katharsis? Nun, „There Will Be A Time“ ist final immerhin so etwas wie seine Version von Gospel, samt Weg zum Wasser. Und dort? „Some will drown inside a teardrop while others break against the tide.“