Soap&Skin

„Torso“

PIAS (VÖ: 22.11.)

Anja Plaschg covert Lieder, die ihr etwas bedeuten.

Ein Album voller Coverversionen, da denkt man schnell an Ideenlosigkeit oder einen faulen Lenz. „From Gas To Solid“ liegt immerhin sechs Jahre zurück und die Wienerin Anja Plaschg, die sich Soap&Skin nennt, spielt als alleinerziehende Mutter auch nicht besonders viele Konzerte. Doch wenn sie es tut, dann interpretiert sie mit Sicherheit immer auch ein paar Songs aus fremden Federn. „Pale Blue Eyes“ von Velvet Underground etwa oder „Voyage, voyage“ von der französischen Sängerin Desireless. Oft klingt das überraschend anderes als die Vorlage, doch immer makellos in Klang und Vortrag.

Überraschend schön, geradezu entrückt

Für „Torso“ hat Plaschg jetzt ein Dutzend mehr oder weniger bekannte Songs neu eingespielt, mit einem Ensemble voller Streicher und Bläser. Einer der Höhepunkte ist „Gods & Monsters“ aus dem Frühwerk von Lana Del Rey. Die Tradwife-­Fantasien dreht sie ins feministische Gegenteil, unter anderem wird so aus der Einladung „Put your hands on my waist, do it softly“ eine schroffe Zurückweisung: „Put your hands off my waist. Do it quickly.“ Der multiplizierte Gesang verbreitet die Kälte einer Eiskönigin, die Musik ist wundervollster Haunted-­House-­Minimalismus. Besser als das Original! Leider nur digital erhältlich.

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Überraschend schön, geradezu entrückt klingt „God Yu Tekem Laef Blong Mi“ aus Hans Zimmers Filmmusik für Terrence Malicks „Der schmale Grat“. Wie sie da mit ungewohnt hoher Stimmlage zum Harmonium von Alexander Kranabetter singt, das hat etwas Transzendentes und Berührendes. Shirley Basseys James-Bond-kompatibles „Born To Lose“ gerät zum existenzialistischen Kammerspiel; „Girl Loves Me“ vom letzten Bowie-Album, „Blackstar“, kombiniert exaltierten Gesang mit André de Ridders basslastigem Arrangement. Und bei „Pale Blue Eyes“ kommen einem fast schon die Tränen. Man hofft auf ein Album mit eigenen Songs dieser herausragenden Künstlerin, doch Plaschg brilliert momentan lieber als Schauspielerin in „Des Teufels Bad“. Auch gut.