Die 100 besten Musiker aller Zeiten (12): The Beach Boys – Essay von Lindsay Buckingham
„Pet Sounds" gilt heute als Meisterwerk, weil Brian die Inspiration von Phil Spector in etwas Eigenes verwandelte.
Die Beach Boys waren wegweisend. Und damit meine ich nicht nur den Weg nach Kalifornien. Klar, sie haben einer Menge Leute den California Dream verkauft, aber für mich war Brian Wilson ein Beispiel dafür, wie weit man manchmal gehen muss, um seinen ganz eigenen musikalischen Traum zu verwirklichen.
Ich wuchs in Kalifornien auf und liebte die Musik, die Brian und die Beach Boys machten. Später konnte ich Brians verzweifelten Kampf als Künstler gegen die festgefahrenen Mechanismen der Musikindustrie gut nachempfinden. Für ihn war Musik mehr als das. Mit seinen „teenage symphonies to God“ versuchte er etwas viel Größeres zu schaffen. Und dabei hat er die Welt verändert.
The Beach Boys – „Please Let Me Wonder“:
Als die Beach Boys anfingen, verpackte Brian europäische Empfindsamkeit ins typische Chuck-Berry-Format und verwandelte es in etwas ganz Eigenes. Doch schon vorher gab es die zweite Plattenseite von „The Beach Boys Today!“, auf der praktisch eine Ballade auf die nächste folgt und die für mich eine der schönsten Seiten auf einem Rockalbum ist.
In der sechsten Klasse hörte ich zum ersten Mal „Surfin‘ Safari“. Die Platte sprang einen förmlich aus dem Radio heraus an
Der Harmoniegesang orientierte sich an den Four Freshmen, wurde mit ein bisschen Gospel gemischt und mit einer ordentlichen Portion Rock’n’Roll serviert. Das Ergebnis klang ganz neu und anders.
In der sechsten Klasse hörte ich zum ersten Mal „Surfin‘ Safari“. Die Platte sprang einen förmlich aus dem Radio heraus an. Sie hatte diesen Beat, diese überschäumende, explosive Freude, die der Rock’n’Roll für viele von uns bedeutete. Aber auch etwas ungeheuer Aufbauendes, eine Art chemische Reaktion, die stattzufinden schien, wenn man den Song gehört hat.
Das sind wunderbare Nummern – „Please Let Me Wonder“, „Kiss Me Baby“, „She Knows Me Too Well“, „In The Back Of My Mind“ –, die Brians Verletzlichkeit erkennbar werden lassen.
Eine Menge von dem, was später auf „Pet Sounds“ oder „Smile“ auftauchte, kann man hier schon in anderer Form finden „Pet Sounds“ gilt heute als Meisterwerk, weil Brian die Inspiration von Phil Spector in etwas Eigenes verwandelte.
Es ist schön, dass Brian heute machen kann, was er will, ohne Platten verkaufen oder den Lebensunterhalt so vieler Menschen sichern zu müssen. Das ist großartig, weil er uns allen eine mehr als großzügige Portion good vibrations gegönnt hat.