Bill Wyman: Mick und Keef hatten die Kohle – Charlie, Ronnie, ich? Waren arm!
Bei den Rolling Stones wird man nicht reich. Wenn man zu „den anderen drei“ gehört
Späte Wut eines ehemaligen Rolling Stone: Der ehemalige Bassist der Band, Bill Wyman, teilte die Gründe für seinen Abgang von der Rock-Institution. Er verließ die Stones im Januar 1993. Der 87-Jährige sagte nun, er hätte die Gruppe schon viel früher verlassen müssen. Denn er, Charlie Watts und Ronnie Wood hätten permanent finanzielle Probleme gehabt.
„Nun, ich hätte schon viel früher gehensollen … in den Achtzigern“, sagte er zu „Classic Rock“. „Ich habe noch drei Tourneen durchgezogen, die 1989 und 1990 endeten, nach sieben Jahren ohne Einnahmen. Und am Ende hatte ich einen Banküberziehungskredit von 200.000 Pfund. Weil wir nichts verdienten.“
„Mick und Keith waren total wohlhabend“
Das „Wir“ schließt zwei ganz bestimmte Bandmitglieder aus. „Mick und Keith waren total wohlhabend, also störte es sie nicht. Aber ich, Charlie und Ronnie kamen gerade so über die Runden. Ronnie begann, Kunst zu machen, um seine Familie zu ernähren. Jedenfalls habe ich erst wieder angefangen, mit ihnen zu spielen, in der Hoffnung, dass es nur ein paar Jahre dauern würde, weil ich all diese anderen Dinge hatte, die ich tun wollte.“
Im Interview kommt auch die Kritik zur Sprache, die die Rolling Stones nach ihrem Schritt zum Steuerexil unfreiwillig eingeheimst hatten. Die Band verließ Großbritannien 1971. „Wir hatten kein verdammtes Geld“, sagte Wyman dazu. „Unser Manager Allen Klein hatte das ganze Geld. Und wenn man etwas wollte, musste man ihn anbetteln, einem etwas Geld zu schicken. Man hatte bei der Bank Schulden. Also feierte man nicht die ganze Zeit, sondern machte sich Sorgen, wie man seine Rechnungen bezahlen sollte. Es war ein Albtraum.“
„Und dann wurden wir beschuldigt, Multimillionäre zu sein“
Die Regierung sei den Stones außerdem in die Quere gekommen: „Und dann kommt Premierminister Harold Wilson und erhöht die Steuern auf dreiundneunzig Prozent, das war absurd. Also sind wir gegangen. Wir mussten gehen, weil wir dem Finanzamt so viel Geld schuldeten, dass wir mit dreiundneunzig Prozent Steuern nie genug verdienen konnten, um es zurückzuzahlen. Also mussten wir gehen. Und dann wurden wir beschuldigt, Multimillionäre zu sein, die gingen, weil sie nicht für sich selbst aufkommen wollten.“
Die Geldprobleme für die Rolling Stones seien immer schlimmer geworden. Aber eben nur für drei von ihnen. „Als Brian Jones starb, hatte er über dreißigtausend Pfund Schulden. Als ich das Herrenhaus in Suffolk kaufte, hatte ich tausend Pfund auf der Bank. Musste eine Hypothek aufnehmen und hoffen, dass ich weiterhin genug Geld verdienen würde, um es zu behalten.“
Und weiter. „So schlimm war es. Mick und Keith waren wohlhabender, weil sie Tantiemen aus dem Songwriting und Verlagswesen hatten, aber ich, Brian [Jones], Charlie und schließlich auch Ronnie hatten nur etwa ein Zehntel von dem, was sie bekamen.“