Dua Saleh

„I Should Call Them“ – Außerweltlich

Do It Like Dua/Concord (VÖ: 11.10.)

Schillerndes R&B-Debüt vom „Sex Education“-Star.

Fremdartig blickt Dua Saleh einem vom Cover ihres ersten Albums an. Katzenhafte Augen, grün wie Laserstrahlen, die Haut ölig-schmierig, orangefarbene Flammen lodern wie Teufelshörner aus ihrem Kopf. Fast wie eine außerweltliche Grace ­Jones. Die Amerikanerin mit sudanesischen Wurzeln kennt sich mit Inszenierung aus, ­zuletzt stand die nonbinäre Künstlerin für die Netflix-Serie „Sex Education“ vor der Kamera (als Cal Bow­man, wie Seriengucker wissen). Und so geht der alienhafte Look eine Symbiose mit ihrer Musik ein, mit futuristischem R&B zwischen Melodie und Wahnsinn.

Zu welchem Planeten nimmt sie uns wohl als Nächstes mit?

Saleh verflicht ihre abwechslungsreichen Songs zu einer Story von zwei Liebenden in einer endzeitigen Welt, Verspieltes trifft auf Abgründiges. Durch „Pussy Sui­cide“ schleift ein betörender ­Groove, geisterhafte Keyboards fliegen in der Atmosphäre umher. ­Prince in Zeitlupe. Anfangs sprechsingt Saleh dazu, rau und tief, bevor sie ihre Stimme aufsteigen lässt, einen Chor aus der Unterwelt heraufbeschwört. „Tele­vi­sion“ kommt ähnlich gemächlich daher, wird aber brummend warm, wenn ein leicht verstimmter analoger Synth über einem vorwitzig slappenden Bass soliert.

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Anderes ist dissonanter, „Cra­dle“ etwa. Die Drums scheinen wie rückwärts gespielt, tiefe verzerrte Töne oszillieren dazu, Salehs hektischer Vortrag wird durch Vocoder gejagt und von Auto-Tune verdreht. Ihr Gesang ist kaleidoskopisch: Mal rappt sie wie Lit­tle Simz, mal schwelgt sie in souliger Seligkeit wie Erykah Badu. Die stoischen Beats in „Bo Peep“ fräsen sich wie Bohrer ins Trommelfell, begleitet werden sie von unruhigem Fiepen. Und der orchestrale Afrobeat „Unruly“, ein Duett mit Soul-Chamäleon serpent­with­feet, hat raketenartige Energie und lässt sogar The ­Weeknd in der Umlaufbahn zurück. Eine Mission hat Dua Saleh auch: Mit ihrer Musik möchte sie den queeren Menschen im Sudan eine Stimme geben, die im Verborgenen leben müssen. Mit „I Should Call Them“ gibt sie ihren Hörern ein ganzes Universum. Zu welchem Planeten nimmt sie uns wohl als Nächstes mit?