Caligula – The Ultimate Cut: Der Aufwand hat sich nicht gelohnt

Regie: Tinto Brass, Darsteller: Malcolm McDowell, Helen Mirren

„Caligula“ vereinte Malcolm McDowell, Helen Mirren, John Gielgud und Peter O‘ Toole. Das hätte ein zweiter „Ben Hur“ wenn nicht gar „Spartacus“ werden können. Aber der Regisseur hieß nicht Wyler oder Kubrick, sondern Tinto Brass, ein Erotik-Filmer.

Und die Entstehungsgeschichte des 1980 nach fast vier Jahren Produktionszeit ins Kino gekommenen Epos um einen Imperator, der an seinem Drang zur sexuellen Ausschweifung zugrunde geht, ist so legendär wie der Streifen selbst. Brass und sein Produzent, „Penthouse“-Gründer Bob Guccione, überwarfen sich mit Drehbuchautor Gore Vidal (wie konnten gerade diese drei einen gemeinsamen Vertrag unterschreiben? DAS sollte man verfilmen), und in der Postproduktion wurde, ohne Wissen von McDowell und den anderen Stars, Hardcore-Sex (Penetration, Fellatio) in die Orgien-Darstellungen montiert. „Caligula“ galt als Katastrophe und „verruchtester Film aller Zeiten“.

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Zwar erhielt Brass kein „Alan Smithee“-Pseudonym, wird in dieser neuen „Ultimate Cut“-Schnittfassung (178 Minuten statt 156) aber auch nicht mehr als Regisseur, sondern verschämt und ungelenk unter „Dreharbeiten von“ gelistet. Brass lebt noch, ist 91, doch die 4K-Restauration übernahm ein Kunsthistoriker namens Thomas Negovan. Porno ist nun raus, mehr „Charaktertiefe“ (Szenen einer gedankenschweren Mirren) sind drin.

Das Ausschuss-Material hat keine größere Klasse

Das Original war so nachlässig fotografiert, man sah sogar eine tote Fliege eingeklemmt auf der ungereinigten Kameralinse. Ist „Caligula“ jetzt endlich ein guter Film geworden?

Nein. Das Ausschuss-Material hat keine größere Klasse. Aber wer könnte beide Fassungen auch ergiebig vergleichen? Wer hat das Original noch im Sinn? Dieser Rehabilitationsversuch beschreibt dennoch einen extrem seltenen Vorgang: Der restaurierte Re-Cut eines Films, der kein Erfolg war, ausnahmsweise nicht fürs Heimkino, sondern für die Leinwand. Das war zuletzt Wolfgang Petersen mit „Troja“ vergönnt, vor 17 Jahren.

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