Jamie xx

„In Waves“

­Beggars (VÖ: 20.9.)

„OK Computer“ als Utopie: ­House Music und Meditation.

Die Auflösung von Daft Punk hat Jamie xx offenbar als Signal genommen, deren Staffelstab weiterzutragen. Hätte er sein erstes Album nicht schon so genannt, müsste dieses nun „In Colour“ heißen, so sommerlich erhebend fordern diese French- und Latin-House-Hymnen zum Tanz auf. Trotz der langen Entstehungszeit – neun Jahre liegt das Debüt zurück – besitzen diese zwölf neuen Songs eine ungekannte Leichtigkeit und Verspieltheit. Jamie xx, früher unterm schwarzen Hoodie versteckt, hat es von der Londoner Subkultur zum südkalifornischen Strand geschafft. Und zum Surfen: Die Wellen des Albumtitels sind wohl nicht nur als Klang-, sondern auch als Ozeanwellen zu verstehen.

Wie Beyoncés „Renaissance“ ist dieses Album als dynamisch ausgefeiltes DJ-Set konzipiert

Wie Beyoncés „Renaissance“ ist dieses Album als dynamisch ausgefeiltes DJ-Set konzipiert. Das Intro, „Wanna“, ist noch ein Teaser, der in langen Pausen innehält. Die Piano­akkorde klingen aus, ein R&B- Gesangs­sample rotiert ins Fade-out. Dann schraubt „­Treat Each Other ­Right“ die BPM-Zahl nach oben, bringt das Album auf Betriebstemperatur. „All we got to do is treat each ­other ­right!“, geht der geschmetterte Vocal-Schnipsel, den Jamie dutzendfach auf einen bassigen Break­beat klebt.

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„Waited All Night“ ist Jamies Re­union mit Romy und Oliver Sim von The xx. In den späten Nullerjahren verband das Trio intimes Hauchen mit minimalen Beats und war damit phänomenal erfolgreich. Dieser neue Song ist nicht für die Indie-­Disco, sondern für die coolen Clubs gedacht. Ein wenig flach fällt der repetitive Re­frain dennoch. Viel besser ist da „Bad­dy On The Floor“, der mit Keyboard, Bläsern und Congas großen Spaß macht. „Breather“, das längste Stück, setzt die körperlose Stimme einer Meditations-App auf einen repetitiven House-­Track mit Stakkato-Synths. Es klingt wie „OK Computer“ als Utopie; Jamie findet die Computer wirklich OK. Das letzte Stück, „Fal­ling To­ge­ther“, lässt die Stimme abermals achtsame Dinge aufsagen, deren tiefe Bedeutung sich wohl erst auf Ecstasy erschließt.

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