Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Johnny Cash – Essay von Kris Kristofferson

Man hatte das Gefühl, eigentlich gehört Johnny Cashs Gesicht auf den Mount Rushmore.

Johnny Cash war ein biblischer Charakter. Er war wie so ein alter Prediger, einer von den gefährlichen, wilden. Wie ein Westernheld aus dem Kino. Ein Gigant.

Und anders als alle anderen, die ich kenne, hat er das nie verloren. Ich glaube nicht, dass wir einem wie ihm noch mal begegnen werden. Natürlich ist das Erste, wofür man sich an ihn erinnern wird, die Originalität seiner Musik. Ich hörte Johnny Cash zum ersten Mal, als er 1956 „I Walk The Line“ herausbrachte.

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Ich hatte nie etwas Vergleichbares gehört. Elvis hatte zu der Zeit schon eine Menge Hits, aber „I Walk The Line“ war etwas völlig anderes. Es klang auch nicht nach der Countrymusik, die damals populär war. Johnny war von so einer dunklen Energie umgeben.

Als Songwriter habe ich immer seine Texte geliebt. John veröffentlichte zu Beginn seiner Karriere eine ganze Reihe sehr kraftvoller Songs innerhalb kürzester Zeit.

Für mich war Johnny Cashs bester Song „Big River“

Für mich war der beste immer „Big River“. Der ist einfach so gut geschrieben und so ganz anders als alles andere. Die Zeilen reimen sich nicht mal richtig. „I met her accidentally in St. Paul, Minnesota/ And it tore me up every time I heard her drawl.“ Er erzählte so anschaulich.

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„Then you took me to St. Louis later on, down the river/ A freighter said she’s been here/ But she’s gone, boy, she’s gone/ I found her trail in Memphis/ But she just walked up the block/ She raised a few eyebrows, and then she went on down alone.“

Als ich ihn zum ersten Mal live sah, hatte ich Urlaub von der Army und fuhr nach Nashville. Er trat in der Grand Ole Opry auf, und ich stand hinter der Bühne und sah zu. Er war der aufregendste Performer, den ich je gesehen hatte. Damals war er dünn wie eine Schlange – und unter Strom. Er schlich über die Bühne wie ein Panther. Er sah aus, als würde er gleich explodieren da oben. Und manchmal tat er das ja auch. Einige Male schlug er bei seinen Auftritten dort sämtliche Scheinwerfer kaputt Da haben sie ihn dann eine Weile nicht mehr eingeladen.

Das Wichtigste an Johnny Cash war seine Integrität

Das Wichtigste an John aber – und das spürte einfach jeder – war seine Integrität. Die Integrität im Umgang mit seiner Musik, mit seinem Leben und mit anderen Menschen.

Er stellte sich vor Bob Dylan, als der von allen im Musikbusiness für seinen Wechsel vom Folk zur E-Gitarre kritisiert wurde. In den 80ern tat er für mich das Gleiche, als ich nach Nicaragua ging und dafür angegriffen wurde.

Ich fand sein letztes Album „The Man Comes Around“ großartig. Ich fuhr auf meinem Traktor-Rasenmäher, hörte es mit Kopfhörern und musste einfach weinen. Seine Version von „Danny Boy“ macht mich jedes Mal fertig.

Ich denke, man wird sich an ihn als jemanden erinnern, der sich als Mensch und Künstler weiterentwickelte. Am Anfang war er dieser wilde Kerl, einer wie Hank Williams, und später wurde er fast schon wie einer der Väter unseres Landes geachtet.

Er war mit Präsidenten und mit Billy Graham befreundet. Man hatte das Gefühl, eigentlich gehört sein Gesicht auf den Mount Rushmore.

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