Tausendsassa des alten Europa: Zum Tod der wunderbaren Caterina Valente
Bei ihr lernte sogar Jimmy Page: Nachruf auf eine der größten europäischen Künstlerinnen
Caterina Valente ist ein Name aus alter Zeit, eine Legende des Varietés, der Revue und des Jazz, des Chansons und des Schlagers. Sie konnte singen, sie konnte Gitarre spielen, sie konnte tanzen, sie trat in Filmen auf und hatte in den 60er- und 70er-Jahren eigene Fernsehshows.
Man könnte sagen, dass Caterina Valente das alte Europa verkörperte und die Unterhaltungskunst von fünf Jahrzehnten.
Sie war Italienerin, Französin und Deutsche, am 14. Januar 1931 in Paris geboren als Tochter eines Akkordeonspielers und eines Musikclowns. Als Fünfjährige trat sie in Stuttgart auf; während des Krieges wurde die Familie nach Breslau und in die Sowjetunion deportiert, und kehrte nach Kriegsende nach Paris zurück, wo die 16-Jährige in Nachtclubs auftrat.
Valente nahm „The Breeze And I“ auf
Caterina Valente sang mit dem noch unbekannten Gibert Bécaud, ging auf Skandinavientournee und machte 1952 erste Aufnahmen in Zürich. Kurt Edelhagen, Chef des Tanzorchesters des Südwestfunks in Baden-Baden, förderte sie.
Caterina heiratete 1952 den Jongleur Erik van Aro und emanzipierte sich vom Showprogramm ihrer Mutter Maria Valente. Mit dem Orchester Werner Müller nahm sie „The Breeze And I“ auf, das in die amerikanischen Charts gelangte.
1956 nahm sie mit dem hochberühmten Trompeter Chet Baker „I’ll Remember April“ und „Ev’ry Time We Say Goodbye“ auf. In Deutschland begeisterte man sich 1954 für „Ganz Paris träumt von der Liebe“, eine Single, von der 900.00 Exemplare verkauft wurden.
Jimmy Page: erste Töne für Valente
Caterina Valente nahm glänzende Jazz-Platten auf und wurde 1959 für die (englischsprachige) Aufnahme von „La Strada del‘ Amore“ für einen Grammy nominiert.
Im Jahr 1960 hatte sie mit „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu-Strand-Bikini“ einen Nummer-eins-Hit in Deutschland – den Song trällerte mancher noch Jahrzehnte später. Auf dem Album „The Caterina Valente Singers“ spielte 1964 Jimmy Page – es war seine erste Plattenaufnahme.
In gefälligen Kinofilmen trat Valente bis 1962 auf. Danach war sie in den den USA in den Shows von Bing Crosby, Danny Kaye, Perry Como und Dean Martin zu sehen.
Undenkbar waren Fernsehshows von Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff und Hans Rosenthal ohne einen Auftritt von Caterina Valente. Sie hatte eine Reihe von Fernsehshows, die sie selbst mit Gaststars gestaltete. Noch 1979 trat sie mit „Manuel“ in der „ZDF-Hitparade“ auf. Zu ihrem 50. Bühnenjubiläum veranstaltete die ARD 1986 die Hommage „Bravo, Caterina!“.
Sie zog weit weg von Trump
Sie war eine rigorose Künstlerin, die im hohen Alter ihren Zweitwohnsitz in Kalifornien verkaufte, weil sie während Donald Trumps Präsidentschaft nicht mehr dort sein wollte.
Ihre Privatsphäre, oft genug verletzt, schützte sie sozusagen resolut, doch meldete sie sich bei Facebook zu Wort.
Gestern ist Caterina Valente, eine der größten europäischen Künstlerinnen, im Alter von 93 Jahren in Lugano gestorben.