Roger Waters: Weiterhin harte Bandagen gegen Bono
Weiterhin Verachtung für den Sänger von U2. Er sei unglaublich wütend, dass er „Pride" nur den israelischen Opfern widmete
Das YouTube-Format „Piers Morgan Uncensored“ ist eine Interviewsendung im Studio, bei der oft genug die Fetzen fliegen. Morgan war vorher bei diversen britischen Boulevardzeitungen, wie „The Sun“ oder „News of The World“. Ein harter Hund also, der seinen Gästen einiges abverlangt.
So war das aktuelle Langformat-Gespräch mit einiger Spannung erwartet worden. Bereits die Ankündigung des Moderators für die Aufzeichnung vom 2. Juli hatte es in sich: „Update! Ich habe gestern Pink-Floyd-Star Roger Waters interviewt, nachdem ich ihn als ‚dümmsten Rockstar der Welt‘ und ‚kompletten Vollidioten‘ bezeichnet hatte. Es lief so gut, wie man es erwarten konnte.“
Die über einstündige Sendung, die bislang eine Millionen mal angeschaut worden ist, geriet zum Parforceritt mit der 80jährigen Musiklegende, der mit Geschichten über seinen Vater (der im Zweiten Weltkrieg gekämpft hat) begann, um dann schnell zu Waters‘ kontroversen Bühnenshows und zu den Ereignissen vom 7. Oktober und im Gazastreifen zu kommen. Auch über Waters Fehleinschätzung, dass Putin niemals die Ukraine angreifen werde, flogen die Fetzen. Waters ließ dabei Moderator Piers kaum zu Wort kommen, was schon mal eine Leistung ist.
Waters hatte seinen U2-Kollegen als „ekelhaft“ und einen „miesen Scheißer“, bezeichnet
Auf die Frage von Morgan, warum Waters weiterhin so drastisch mit Bono umgeht, wiegelte Waters zunächst ab: „Das geht sie nichts an, eine private Angelegenheit.“ Auf Nachfrage, dass es immerhin öffentliche Aussagen gewesen sind, kam die Entgegnung: „Ich war ziemlich böse, da ich gerade einen Genozid erlebe. Jeden Morgen wache ich unter Tränen auf …“
Waters hatte seinen U2-Kollegen als „ekelhaft“ und einen „miesen Scheißer“, bezeichnet, den man packen und schütteln muss. Bei einem Konzert in der „Sphere“-Arena in Las Vegas hatte Bono mit dem Song „Pride – In The Name of Love“ den Opfern des Hamas-Massakers beim Supernova-Festival in der israelischen Wüste gedacht. „Angesichts dessen, was in Israel und Gaza passiert ist, erscheint ein Lied über Gewaltlosigkeit etwas lächerlich“, hatte Bono seinen umgewidmeten Song damals in Las Vegas angekündigt.
Waters blieb bei seinem unbeirrbaren Credo, dass er, so traurig der 7. Oktober auch wäre, nicht sooo viel Mitgefühl für die „Supernova“-Opfer habe.
Grundsätzlich sei er schwer angefressen, dass Bono die Aussage von „Pride – In The Name of Love“ so geändert hat, damit es nur „die Davidsterne anspricht und eben nicht die Palästinenser.“
Es wären ja auch nur ein paar Hundert „Supernova“-Opfer; im Gegensatz zu den Tausenden auf der palästinensischen Seite. Der 7. Oktober, so traurig er auch war, sei aus seiner Perspektive ein Akt des Widerstands. Zumal nach wie vor nicht genau bekannt wäre, wie viele Menschen tatsächlich starben und ob die Menschen, die starben, „unschuldig“ waren oder nicht.
Während des Interviews spitzte sich nochmals die Lage zu, als Waters vorschlug, die Ereignisse vom 7. Oktober gründlich zu untersuchen. „Ich sage nicht, dass ein Teil der palästinensischen Widerstandsbewegung diesen Zaun nicht überquert hat. Ich sage nicht, dass das nicht passiert ist“, insistierte er. „Was ich damit sagen will, ist, dass es all dieses Gerede darüber gibt, ob Israel das Recht hat, sich selbst zu verteidigen. Warum hat sich Israel an diesem Morgen nicht selbst verteidigt?“