Nach Berlin-Absage: Enttäuschung … und Wut der Pearl-Jam-Fans
Pearl Jam haben eine äußerst loyale Fanbase – deren guter Wille nun anscheinend massiv getestet wird
In der Nacht zu Montag (01. Juli 2024) kam die Hiobsbotschaft: Wegen eines Krankheitsfalls in der Band müssen beide Pearl-Jam-Konzerte in Berlin (02. und 03. Juli) abgesagt werden. Kein Eddie Vedder und Kollegen in der Waldbühne – und obwohl der kranke Mann im Quintett nicht benannt wurde, deutet doch alles auf den 59-jährigen Sänger hin, der beim Auftritt in Manchester schon Stimmprobleme hatte.
In den sozialen Medien hatte die Band die Absage bekannt gegeben:„Wir bedauern, euch mitteilen zu müssen, dass die für Dienstag, den 2. Juli und Mittwoch, den 3. Juli geplanten Konzerte von Pearl Jam in Berlin abgesagt werden müssen. Die Tickets werden an der Vorverkaufsstelle zurückerstattet. Vielen Dank für euer Verständnis und eure Unterstützung, es bedeutet uns sehr viel“, heißt es.
„Trotz aller Anstrengungen ist die Band noch nicht vollständig genesen“, schreiben sie weiter. „Wir fühlen uns zutiefst betroffen, dass so viele Menschen ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie aufwenden, um Karten zu kaufen und dann die Band zu sehen, und es tut uns im Herzen weh, sie enttäuschen zu müssen. Wir wissen auch die vielen Menschen zu schätzen, die mit ihrer harten Arbeit dazu beitragen, dass diese Shows stattfinden können. Bitte vertraut darauf, dass wir diese Entscheidungen nie auf die leichte Schulter nehmen und alles tun, um euch zu unterstützen. Wir wünschen uns, dass ein neuer Termin für diese Tournee möglich gewesen wäre und hoffen, bald wieder nach Berlin zu kommen. Die Karten werden, wo sie gekauft wurden, zurückerstattet. Danke für euer Verständnis und eure Unterstützung, es bedeutet uns sehr viel.“
Viele PJ-Anhänger sind frustriert, weil sie der Band hinterher reisen
Zwischen den vielen Genesungswünschen mischen sich auch viele Stimmen, die Enttäuschung, Resignation und Wut zum Ausdruck bringen. Pearl Jam haben eine äußerst loyale Fanbase – deren guter Wille nun anscheinend massiv getestet wird. Aus der Gemengelage emotionaler Einschätzungen zur Absagesituation gibt es einige Punkte, die besonders hervorstechen.
Viele PJ-Anhänger sind frustriert, weil sie der Band hinterher reisen. Wie bei Depeche Mode, Springsteen oder damals R.E.M. geben Fans eine Menge Geld aus, nicht nur für Tickets, sondern eben auch für Reise- und Unterbringungskosten. Bei Pearl Jam scheint der Besuch möglichst vieler Konzerte pro Tour auch deshalb reizvoll, weil sie wie keine andere Band ihrer Größe dafür bekannt ist, dass kein Auftritt dem anderen gleicht – Pearl Jam variieren ihre Setlisten von Show zu Show nahezu von Grund auf.
Eine weitere Unzufriedenheit besteht in der Causa Ticketmaster. Pearl Jam waren in den 1990ern auch juristisch engagierte Gegner des Ticketkonzerns, versuchten sich aus der Abhängigkeit von Ticketmaster, der zu hohe Kartenpreise festgelegt hatte, zu lösen. Nun erwiesen sich die Preise für die Europakonzerte als besonders teuer – und die Band kooperierte dafür mit Ticketmaster. Mit seiner Erklärung, dass Roadcrews seit der Pandemie eben auch besonders teuer und schwerer zu bezahlen sind, drang Vedder nicht durch.
Manch ein Fan unterstellt Pearl Jam deshalb sogar, dass es gar keinen Krankheitsfall gab
Und inmitten dieser Kritik der Partnerschaft mit Ticketmaster gesellen sich die Beobachtungen, dass Pearl Jam kaum eines der bisherigen Europakonzerte ausverkauft hat. Was eine völlig neue Erfahrung für die Band sein dürfte. Und für die es nur zwei Erklärungen geben kann. Sie sind als Live-Act unpopulärer geworden (sehr unwahrscheinlich), oder: Die Ticketpreise sind schuld.
Manch ein Fan unterstellt Pearl Jam deshalb sogar, dass es gar keinen Krankheitsfall gab – sondern die Absage aufgrund einer Unzufriedenheit mit dem Vorverkauf beschlossen wurde. Unabhängig davon, dass Eddie Vedder auf der Bühne in Manchester seine Probleme zeigte, er offensichtlich nicht fit war.
„Hoffentlich geht es allen bald besser. Vielleicht sollten Sie die Chili Peppers und die Foo Fighters fragen, wie sie es schaffen, auf Tournee gesund zu bleiben. Ich glaube nicht, dass eine der beiden Bands bisher eine einzige Show absagen musste“, rät ein Fan.
„Es tut mir leid, dass alle krank sind, aber ich bin gerade erst in Berlin angekommen, kann nichts mehr canceln und das Gleiche ist vor zwei Jahren in Amsterdam passiert. Ich bin einfach nur traurig und erschöpft von der Reise im Moment“, schreibt ein von weit angereister anderer Fan.
Ein nächster: „Pearl-Jam-Fans, bitte. Ich bin mir sicher, dass es sie umbringt, euch das antun zu müssen… Ich meine, Ed hat vor einiger Zeit bei den Bränden in Paris gesungen und dabei fast seine Stimme zerstört. Ich hatte eine ähnliche Erfahrung und meine Stimme brauchte Monate, um wieder zu kommen. Dies ist keine Band, die die Leute um mehr Geld betrügt; dies ist eine Gruppe von höchster Integrität. Herzliches ‚Sorry‘ für alle, die unterwegs sind, aber bitte, es tut weh, wenn sich Leute beschweren, wenn Bandmitglieder leiden.“