Die 100 besten Musiker aller Zeiten: Beastie Boys – Essay von Darryl „DMC“ McDaniels
Die Zuschauer liebten sie, weil sie nicht versuchten, schwarze Rapper zu sein. Sie rappten über Scheiße, die sie kannten
In den frühen Tagen des Rap galt es als gottgegeben, dass nur Schwarze HipHop mochten, während die Weißen ausschließlich auf Rock standen. Die Wirklichkeit sah anders aus. Bei Run-DMC rappten wir über Rockbeats, während eine Punkband wie die Beasties HipHop hörte.
Ich traf sie zum ersten Mal in Rick Rubins Studentenbude an der New York University. Was mich völlig kirre machte, war die Tatsache, dass sie alles über HipHop wussten: Sie kannten die Cold Crush Brothers, Treacherous Three, Afrika Bambaataa – den ganzen Old-School-Shit. Und obendrein konnten sie rappen, sie konnten singen und spielten Instrumente.
Run-DMC gaben ihnen den Song „Slow And Low“, der so etwas wie ihre musikalische Blaupause wurde. Aber dann schrieben sie ihre eigenen Reime, und als „Licensed To Ill“ erschien, ging es schnurstracks auf Nummer eins. Sie schrieben plötzlich Songs wie „No Sleep Till Brooklyn“, die wir liebend gern selbst geschrieben hätten. Sie mischten Rock und Rap wie wir, aber weil sie Punkrocker waren, bekam ihr Material einen anderen Drift.
Das erste Mal tourten wir mit den Beasties auf der „Raising Hell“-Tour 1986. Wir spielten in den Südstaaten, und im Publikum befanden sich ausschließlich Schwarze. Der erste Gig war irgendwo in Georgia, und wir dachten nur: „Hoffentlich drehen die Leute nicht durch, wenn sie die Beasties sehen.“ Aber die Zuschauer liebten sie, weil sie gar nicht erst versuchten, schwarze Rapper zu sein. Sie rappten über Scheiße, die sie kannten: Skateboards, White-Castle-Hamburger und Fernsehen. Das Echte erkennt das Echte.
Sie haben mir und vielen anderen eine Menge über das Leben, die Leute und die Musik beigebracht
Seit Jahrzehnten veröffentlichen sie nun geniale Platten. Als „Paul’s Boutique“ erschien, verkaufte es weniger als ihr Debüt, aber inzwischen haben die Leute erkannt, dass es eine der besten Platten der Achtziger war.
Jeder der Beastie Boys hat eine andere Persönlichkeit. Mike D ist der Checker: Er schaut um sich und saugt alle Informationen auf. MCA war immer der Erwachsene. Und Ad-Rock ist der Griff ins volle Leben – immer freundlich, witzig und interessiert. Aber vielleicht meine liebste Eigenschaft der Beasties ist, dass sie alle so abgeklärt sind: Sie haben mir und vielen anderen eine Menge über das Leben, die Leute und die Musik beigebracht.