Kritik: AC/DC in München: Yes – DAS ist AC/DC!
Am Sonntag Abend (09. Juni) rockten die Australier für 2,5 Stunden das Olympiastadion.
AC/DC sind zurück in München. Nach acht Jahren haben die Australier wieder die bayerische Hauptstadt gerockt. Am Sonntagabend (09. Juni) spielten sie das erste von zwei Konzerten. Die zweite Show liefert die Band dann am Mittwoch, den 12. Juni. Es wirkte, als wären sie nie weg gewesen, vielleicht fühlten sie sich durch die 20 Gigs in ihrer Laufbahn in München bereits mit der Stadt vertraut. Das Olympiastadion (in dem die Gruppe auch schon 4 Mal gespielt hat) war komplett ausverkauft, 66.000 Plätze voller AC/DC-Fans, Unwettervorhersagen hielten niemand davon ab, sich das Open-Air-Rockspektakel mit eigenen Augen anzuschauen.
Die Stimmung vor dem Konzert: entspannt. Niemand drängelte, niemand war genervt von den langen Warteschlangen vor den Eingängen. AC/DC-Fans trinken aus extra für die Veranstaltungen bedruckten AC/DC-Bechern, auf dem Weg zum Stadion sieht man eine Menge von roten Plastikhörnern durch den Olympiapark schlendern.
Die Vorband rockt, die Menge schläft
Auf die Minute genau dröhnen die ersten Klänge aus den Amps der Bühne. The Pretty Reckless eröffnen auf der „Power Up“-Tour alle Shows der Europareise. Für neun Lieder steht die amerikanische Rockband auf der Bühne und gibt wirklich alles. Die Gruppe um Taylor Momsen spielt einen belebenden Song nach dem anderen, liefert alle Sprüche wie „Hände in die Luft“, „Wer hat Bock auf AC/DC?“, „Welche Hälfte des Stadions schreit am lautesten?“. Doch München ist im Energiesparmodus, vielleicht ist es noch zu hell, vielleicht waren die Menschen noch damit beschäftigt, Bier zu kaufen (6,50 Euro für 0,5 Liter) oder sich so weit nach vorne wie möglich zu drängen, denn die Reaktionen waren eher mau. Neben mir sagte ein Konzertgänger zu seiner Begleitung: „Als Vorband von AC/DC hat man halt die Arschkarte gezogen“.
Deutsche Pünktlichkeit: AC/DC legen los
Die schwache Stimmung bei der Vorband änderte sich schon, bevor AC/DC auf die Bühne kamen. Eine La-Ola-Welle nach der anderen fegte ab 20:15 durch die Arena, die tosenden Fans machten klar: Kein Bock auf Verspätung, legt los! Drei Minuten vor Start konnten sich die Konzertgänger:innen dann gerade noch so die Plastikponchos überwerfen, denn den Regen kam gleich mit der Band ins Stadion. Dann erlosch das Licht und München jubelte los. Mit „If You Want Blood (You’ve Got It)“ eröffneten AC/DC die Show, es wirkte, als dachte sich die Menge: Yes, DAS ist AC/DC.
Dröhnender Bass, laute Gitarre, fette Drums und schreiende Vocals. Jeder ist sich sicher: Das wird eine Mega-Abend – und liegt damit richtig. Trotz Dauerregen kommt Angus Young immer wieder auf den Steg gelaufen, der die Menge vor der Bühne teilt.
Brian Johnson war schon immer wortkarg, toppte seine Schweigsamkeit allerdings nochmal in München. Am Anfang versprach er der Menge „Eine Show nach Münchner-Art“ (Was auch immer das bedeuten soll), das war’s dann mit Interaktion. Während der Gitarren-Soli von Angus Young stand er unscheinbar am Rand. Doch auch, wenn sich das Konzert dadurch etwas unpersönlicher anfühlte: Der Gesang überzeugte. Johnson gab alles, auch, wenn er sich sichtlich bemühen musste, die langen und hohen Töne zu halten – nach einem langen End-Ton in „Have a Drink on me“ fasste er sich entschuldigend ans Herz.
Dauerregen: Ja, na und?
Wer am Sonntagabend in München bei der AC/DC-Show dabei war, weiß: Die Unwetterankündigung war ein bisschen übertrieben – beziehungsweise hat sich einfach nicht bewahrheitet. Wie ROLLING STONE berichtet hat, positionierten sich über 130 Hilfskräfte der Johanniter in der Arena, es wurden heftige Niederschläge angekündigt. Zwar regnete es fast die ganze Show durch, allerdings war von begossener-Pudel-Stimmung nichts zu merken, die 66.000 Menschen sahen durch die vielen Regenmäntel aus wie bunte Farbkleckse. Kurzzeitig (leider nicht während „Thunderstruck“) zogen einige Blitze über den Himmel, vor allem die Band dürfte das gemerkt haben, da sich das Gewitter nicht auf der Seite der Bühne, sondern auf der Seite des Publikums ereignete.
Angus Young: Star der Show
Es war keine große Überraschung, dass der 1,65 Meter große Schotte das Konzert tragen wird. Obwohl er kein Mikrofon hatte, interagierte er mehr mit dem Publikum als sein Kollege Johnson. So kam er auf den Steg gelaufen, teilte die Menge in zwei Hälften für Wer-schreit-lauter-Wettbewerbe, brachte die Arena mit seinen berühmten Duck-Walks zum toben. Man merkte: Der 69-Jährige war präsent, genoss die Show und schien durch die Jubelrufe der Fans noch energiegeladener zu werden. Wer von den 66.000 Konzertbesucher:innen noch nicht vom Talent Youngs überzeugt war (was unwahrscheinlich ist), wurde spätestens nach dem letzten Song „Let There Be Rock“ umgehauen.
Auf ganze 20 Minuten wurde der Song durch Angus Yongs Gitarrensolo in die Länge gezogen. Für das offizielle letzte Stück des Abends wurde nochmal alles gegeben: Young fuhr auf einer Hebetribüne etwa 10-15 Meter in die Höhe, um dort unter Konfetti-Regen weiterzurocken. Danach ging es für den Gitarristen auf eine Erhöhung der Bühne, um sich vor seinen 48 Marshall-Boxen zu präsentieren.
Natürlich kein AC/DC-Konzert ohne „Hells Bells“ – das war die erste von zwei Zugaben. Den krönenden Abschluss machte dann „For those about to Rock (We salute You)“ mit spektakulärer Feuerwerks-Show. Es wirkte fast, als hätte die Crew noch zu viel Pyrotechnik übrig gehabt, was nun verpulvert werden müsste, definitiv ein gelungener Abschluss.
Das war die Setlist am 09. Juni in München:
- If You Want Blood (You’ve Got It)
- Back in Black
- Demon Fire
- Shot Down in Flames
- Thunderstruck
- Have a Drink on Me
- Hells Bells
- Shot in the Dark
- Stiff Upper Lip
- Shoot to Thrill
- Sin City
- Rock ’n‘ Roll Train
- Dirty Deeds Done Dirt Cheap
- High Voltage
- Riff Raff
- You Shook Me All Night Long
- Highway to Hell
- Whole Lotta Rosie
- Let There Be Rock
- Zugabe:
- T.N.T.
- For Those About to Rock (We Salute You)
Am 12. Juni spielen AC/DC erneut in München – wie der erste Abend auch ausverkauft. Etwas mehr Glück haben Fans noch in Dresden und in Nürnberg. Für beide Shows gibt es noch Tickets zu ergattern, der Preis liegt bei 152 Euro. An folgenden Tagen sind AC/DC noch in Deutschland zu sehen:
- 12. Juni: München, Olympiastadion
- 16. Juni: Dresden, Rinne
- 19. Juni: Dresden, Rinne
- 13. Juli: Hockenheim, Ring
- 17. Juli: Stuttgart, Wasen
- 27. Juli: Nürnberg, Zeppelinfeld
- 31. Juli: Hannover, Messe
- 04. August: Hannover, Messe