Spotify-Boss Daniel Ek kassiert auf X Shitstorm von Artists

Der CEO behauptet, die Kosten für die Entstehung von Inhalten heutzutage seien „nahe null“.

2006 gründete Daniel Ek gemeinsam mit Sven Hans Martin Lorentzon den Streaming-Dienst Spotify. Im Jahr 2024 verzeichnete die Plattform laut Statista (Stand 06.05) monatlich 615 Millionen aktive Nutzer:innen. Am Mittwoch (29. Mai) teilte der Geschäftsmann nun auf X seine Ansichten zur heutigen Kunst-Produktion und kassierte dafür einen Shitstorm von Künstler:innen und Musikliebhaber:innen.

„Heutzutage, wo die Kosten für die Erstellung von Inhalten gegen Null tendieren“

Auf X ließ der 41-Jährige seinen Gedanken freien Lauf. „Heutzutage, wo die Kosten für die Erstellung von Inhalten gegen Null tendieren, können die Menschen eine unglaubliche Menge an Inhalten teilen“, heißt es zu Beginn.

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„Das hat mich neugierig gemacht auf das Konzept der langen Haltbarkeit im Vergleich zur kurzen Haltbarkeit. Während vieles von dem, was wir sehen und hören, schnell veraltet, gibt es zeitlose Ideen oder sogar Musikstücke, die über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte relevant bleiben können“, philosophiert er öffentlich vor sich hin und möchte dann wohl einen Denkanstoß liefern.

„So erleben wir zum Beispiel ein Wiederaufleben des Stoizismus, wobei viele der Erkenntnisse von Marcus Aurelius auch noch Tausende von Jahren später nachhallen. Das bringt mich zum Nachdenken: Was sind die unintuitivsten, aber beständigsten Ideen, die heute nicht häufig diskutiert werden, aber eine lange Lebensdauer haben könnten? Und was schaffen wir heute, das auch in Hunderten oder Tausenden von Jahren noch geschätzt und diskutiert werden wird?“, schreibt er.

So reagieren User:innen auf die Gedanken des Spotify-Bosses

Die Anregung scheint bei den Leser:innen angekommen zu sein, allerdings nicht so, wie Ek sich das vermutlich vorgestellt hat. „*Gute* Inhalte kosten Geld in der Herstellung. Vor allem, wenn man ein Künstler ist, der für seine ‚Inhalte‘ nur Bruchteile eines Cents bekommt“, schreibt eine Userin. „Musik wird auch in hundert Jahren noch wertvoll sein. Spotify wird das nicht. Es wird nur als schlechtes Beispiel für ein parasitäres Werkzeug in Erinnerung bleiben, mit dem man aus der Musik anderer Leute Wert schöpft. (oder „Inhalte“, wie einige Gauner es gerne nennen) KI wird Ihr Schicksal besiegeln“, schreibt ein anderer sichtlich verärgert.

Wer im Glashaus sitzt, …

Denn dass der CEO eventuell Teil seines selbst beschriebenen Problems sein könnte, kommt ihm wohl nicht in den Sinn. Zunächst hatte die Digitalisierung für massiv sinkende Einnahmen wegen des schrumpfenden Tonträgermarktes gesorgt. Seit 2018 ging es in großen Schritten aufwärts – auch dank des Streamings, doch den Mikrobeträgen, die vor allem unbekanntere Acts durch Streaming bekommen, stehen die neun Milliarden Euro gegenüber, die alleine der Marktführer Spotify im Jahr einnimmt.

Vor allem kleinere Künstler:innen leiden deshalb unter Streaming-Systemen wie dem von Spotify. Seit Januar 2024 gelten bei dem Audio-Dienst nämlich neue Richtlinien: Ein Stück muss mindestens 1.000 Mal pro Jahr gestreamt werden, um Vergütungen zu erhalten.

Diese Änderung ermöglicht es Spotify, gezielter in Songs zu investieren, die eine höhere Beliebtheit bei Hörer:innen genießen. Dass noch unbekannte Musiker:innen dabei leer ausgehen, ist dem Streaming-Riesen anscheinend schnuppe – oder etwa doch nicht? Immerhin macht sich Daniel Ek offenbar Sorgen über unseren künstlerischen Nachlass.

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