ESC: Nemos Flaggenschmuggel – was geht ok, was nicht?
Die Fahnen wurden am Einlass zum ESC-Finale einkassiert. Nemo konnte aber eine Nichtbinär-Flagge hineinschmuggeln.
Beim ESC-Finale am vergangenen Samstag (11. Mai) soll es am Einlass zu strengen Kontrollen gekommen sein. Wobei auch darauf geachtet wurde, dass niemand eine EU- und Nichtbinär-Fahne mit ins Venue nimmt, da diese im Vorfeld von der Europäischen Rundfunkunion (EBU) verboten worden waren. Gewinner-Act Nemo hat die Nichtbinär-Flagge dennoch hineinschmuggeln und beim Event präsentieren können.
Ist bei Flaggen mit „United By Music“ Schluss?
Die Europäische Union (EU) und der Europarat stehen eigenen Angaben zufolge aktuell im engen Austausch mit den ESC-Veranstaltern EBU. Grund dafür soll das Fahnen-Verbot sein, das die ESC-Vorstehenden beim Finale in Malmö durchgesetzt haben sollen. So durfte die EU-Flagge weder gezeigt noch mit in Veranstaltungsort eingeführt werden. „Aus unserer Sicht gibt es absolut keinen Grund dafür, dass diese Flagge, die ja auch die Flagge der Mitgliedstaaten der Europäischen Union und des Europarates ist, vom Veranstaltungsort verbannt werden sollte“, sagte ein Sprecher aus Brüssel dazu.
Aber nicht nur die blaue Flagge mit den zwölf gelben Sternen, die für Einheit, Solidarität und Harmonie zwischen den Mitgliedstaaten stehen soll, wurde kurzerhand ausgeschlossen. Die EBU soll trotz ihres diesjährigen ESC-Mottos „United By Music“ auch Formen der Regenbogenfahnen abgelehnt haben.
Nemo musste ESC-Sicherheitspersonal täuschen
Nemo, der sich als nichtbinär identifizierende Artist aus der Schweiz, gewann den Musikwettbewerb mit dem Song „The Code“. Noch auf der Bühne hielt Nemo die vierfarbige Flagge in die Kamera, die ebenfalls für die nichtbinäre Geschlechtsidentität steht. Dazu sagte Nemo in der Pressekonferenz nach dem Sieg: „Das ist unglaublich. Ich musste meine Flagge reinschmuggeln, weil die Veranstalter ‚Nein‘ gesagt haben und ich es trotzdem gemacht habe. Ich hoffe also, dass einige andere das auch getan haben. Das ist ganz klar eine Doppelmoral.“
Wie war es in vorherigen ESC-Jahren?
In den vergangenen Jahren sollen die Flaggen der jeweiligen Länder und Abstufungen der Regenbogenflagge durchaus erlaubt gewesen sein. Es habe zudem kein EU-Fahnen-Verbot gegeben, aber: Das Sicherheitspersonal in Malmö soll die reguläre ESC-Flaggenpolitik strenger durchgesetzt haben.
Die Veranstaltenden plädieren jährlich auf eine unpolitische Veranstaltung, was durch globale Umstände nur selten umgesetzt werden kann. Auch beim ESC 2024 wurde auf politische Ereignisse in der Welt reagiert – so kam es beispielsweise zu Protesten aufgrund Israels Teilnahme am Wettbewerb.