Warum Bob Marley 1975 die Musikwelt veränderte
Marley brachte die Menschen zur Raserei, als er sie deklamieren ließ: „Everything’s gonna be all right“.
18. Juli 1975: Jah Rastafari! – Bob Marley und die Wailers werden beim Konzert im Londoner Lyceum zum Großereignis
„Näher als bei diesem Gig bin ich einer religiösen Erfahrung nie gekommen“, beschreibt der Filmemacher und Künstler Don Letts das legendäre Konzert von Bob Marley und den Wailers am 18. Juli 1975 im Londoner Lyceum, das Marley als internationalen Superstar etablierte und auf dem Album „Live!“ für die Ewigkeit festgehalten ist. Wailers-Bassist Aston „Family Man“ Barrett erinnert sich gut daran: „Der Gig war etwas ganz Besonderes für uns. Alle auf der Bühne waren high von den Reaktionen, die aus dem Publikum kamen.“ Für Marley stand viel auf dem Spiel. Zum ersten Mal nach dem Abgang von Peter Tosh und Bunny Wailer führte er die Wailers …
Beide Londoner Konzerte, am 17. und 18. Juli, waren innerhalb eines Tages ausverkauft, die Erwartungen groß. Sondereinsatztruppen wurden gerufen, als Tausende Fans, die meisten Jamaikaner, die Halle zu stürmen drohten. „Die rissen die Feuerschutztüren aus der Wand“, erzählt Veranstalter Mick Cater. „1500 Leute kamen so rein. An diesem Abend lernte die Welt Bob Marley kennen.“ Marley begann die Show mit „Trenchtown Rock“, hielt das Tempo mit „Burnin’ and Lootin’“, „Them Belly Full (But We Hungry)“, „Lively Up Yourself“ und kam mit „I Shot The Sheriff” und „Get Up, Stand Up“ zum explosionsartigen Höhepunkt. „Das Publikum war halb schwarz und halb weiß, eine Menge Leute saßen auf dem Boden und reichten Spliffs herum“, erzählt Schriftsteller Chris Salewicz. „Überall roch es nach Haschisch, und die Luft war zum Schneiden …
Das war das erste Mal, dass wir Bob rufen hörten: ‚Jah Rastafari!‘“ Am stärksten beteiligte sich das Publikum bei einem neuen Song, „No Woman No Cry“, der Gospelschwung mit der spirituellen Intensität des Reggae verband. Marley brachte die Menschen zur Raserei, als er sie deklamieren ließ: „Everything’s gonna be all right“. Als „Live!“ herauskam, wurde der Song zu Marleys Markenzeichen. „Der Chor aus dem Publikum ist echt“, erklärt Chris Blackwell, Boss von Island Records. „Diese Killerversion von ‚No Woman No Cry‘ katapultierte Marley gleich mehrere Stockwerke nach oben.“ In dieser Nacht stieg Reggae zur wahren Weltmusik auf – und Bob Marley wurde zur Dritte-Welt-Ikone. Barrett: „Wir wussten, dass dieser Abend anders war, weil die Leute schon am Anfang eines Songs frenetisch klatschten. Sobald der erste Trommelschlag ertönte.“