Thurston Moore erinnert an Steve Albini: „Dynamitstange in zerfetzten Sneakers“
Der Sonic-Youth-Gitarrist pflegte eine „lebenslange Kameradschaft“ zu dem verstorbenen Produzenten.
Thurston Moore widmete dem am Dienstag (7. Mai) verstorbenen Steve Albini einen langen X-Post. Der Produzent ist überraschend im Alter von 61 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben, wie sein Unternehmen Electrical Audio Studios gegenüber dem Magazin „Pitchfork“ bekannt gab.
Moore lernte Albini in New York kennen, nachdem er in einem Interview viel Positives über den Produzenten gehört hat. Das Treffen „löste eine lebenslange Kameradschaft zwischen uns Trotteln aus”, schreibt der 65-Jährige auf X (Twitter).
„Dynamitstange in zerfetzten Low-Top-Sneakern“
Moore ehrt den verstorbenen Produzenten auf X mit einem ausführlichen Beitrag, ergänzt von einem Bild Albinis im jungen Alter. Der Sonic-Youth-Gitarrist beschreibt Albini als eine „Person der Leidenschaft und des Widerspruchs“, berichtet vom ersten Zusammentreffen der beiden. Sofort habe er ihn als „lautstark, bissig, scharfsinnig und witzig“ empfunden, eine Beschreibung, die laut ihm auch auf Sonic Youth zutraf. Moore erinnert sich an Steve Albini als „Ein riesiges, riesiges Licht, eine Dynamitstange in zerfetzten Low-Top-Sneakern, hautengen, zerlöcherten Latzhosen und einem zerfetzten Rudimentary-Peni-T-Shirt.” Seinen Beitrag schließt er ab mit den Worten: „Die gestrige Nachricht war ein Schock, herzzerreißend, wir werden ihn hier wirklich vermissen.“
Komplizierte Beziehung
Die „lebenslange Kameradschaft“ hatte ihre Höhen und Tiefen. Zwar entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden, allerdings hielt sich Albini mit Kritik an Sonic Youth nicht zurück. So berichtet Moore in seinem Post, dass der Produzent alles andere als begeistert von der Entscheidung der Band war, bei dem Label Geffen unter Vertrag genommen zu werden. „Er war sehr enttäuscht und sah dies als ein Loslösen von seinen Prinzipien an“, erzählt er.
Sonic Youth brachten durch Geffen 1990 ihr Album „Goo“ raus. Albini hielt nichts von dem großen Unternehmen. Seiner Meinung nach hätte die Band mit einem kleinen Independent-Label zusammenarbeiten sollen.
Einige Jahre später machte Albini mit dem Label schlechte Erfahrungen. So willigte er an der Zusammenarbeit mit Nirvana an „In Utero“ nur unter der Bedingung ein, das Album „mit hoher Qualität, aber minimaler ‚Produktion‘ und ohne Einmischung der Chefetage“ herauszubringen. Nirvana stimmten zwar ein, der Produzent wurde allerdings trotzdem enttäuscht: Die entstandenen Aufnahmen, wie vereinbart im „rohen“ Stil aufgenommen, wurden überarbeitet. Nirvanas Label Geffen mischte die Singles „Heart-Shaped Box“ und „All Apologies“ neu ab und verpasste dem Rest des Albums ein Remastering, von dem Albini nicht gerade begeistert war.