Warum Woodstock 1969 die Musikwelt veränderte
Woodstock war das berühmteste, erfolgreichste Friedens- und Gemeinschaftsexperiment der Dekade
August 1969: Totales Paradies – In „Woodstock“ werden Hippie-Träume wahr
„Wir dachten, wir wären alle einzelne, verstreute Hippies“, erinnert sich David Crosby. „Aber als wir in Woodstock ankamen, sagten wir: ‚Wart mal, das ist ja viel größer, als wir dachten.‘ Wir flogen mit dem Hubschrauber und sahen auf dem New York State Thruway einen 20 Meilen langen Stau und ein Publikum von mindestens einer halben Million Leuten. Es war unbegreiflich, wie viele Menschen das waren“, schwärmt Crosby weiter. „So etwas hatte es noch nicht gegeben, es war fast wie die Landung Außerirdischer.“
Am Wochenende des 15. August 1969 strömten geschätzte 400.000 Menschen zur 250 Hektar großen Milchfarm von Max Yasgur in Bethel, New York, dem Schauplatz eines dreitägigen Festivals, der „Woodstock Music And Art Fair“. Am Montag, dem 18. August verstreuten sie sich wieder in alle Winde. Dazwischen erlebten sie legendäre Auftritte unter anderem von The Who, Santana, Janis Joplin, Creedence Clearwater Revival, Joe Cocker, Sly And The Familiy Stone, Jimi Hendrix und – bei ihrem erst zweiten gemeinsamen Auftritt – Crosby, Stills, Nash & Young.
„Es ging hektisch zu, und wir gerieten ein bisschen ins Schwimmen“, sagt Crosby. „Nach uns kamen Hendrix, Sly And The Familiy Stone, all diese Bands, und vor denen wollten wir eine gute Figur abgeben. Mein persönlicher Höhepunkt war, da rauszugehen, ‚Suite: Judy Blue Eyes‘ zu singen und bis zum Ende durchzukommen, ohne es zu ruinieren. Es war stoned und lustig und prima.“
Trotz Verzögerungen, trotz der allgegenwärtigen Gefahr von Elektroschocks und allgemeiner Anarchie hinter der Bühne gelang Woodstock das ultimative Kunststück der Sechziger: ein regendurchnässtes Chaos in das bedeutendste Rockfestival aller Zeiten zu verwandeln, in das berühmteste, erfolgreichste Friedens- und Gemeinschaftsexperiment der Dekade.
„Es war unglaublich“, findet auch Carlos Santana. „Ich werde nie vergessen, wie die Musik klang, die da über ein ganzes Feld von Körpern hallte.“ Joe Cocker holte mit seiner Version von „With A Little Help From My Friends“ den britischen R&B in die Kirche, und Jimi Hendrix schickte die letzten Nachzügler am Montagmorgen mit seiner unsterblichen Interpretation des „Star-Spangled Banner“ nach Hause.
Wie Wavy Gravy sagte, einer der DJs in Woodstock: „Die ganze Welt sah uns in diesen Tagen zu, und wir konnten der Welt zeigen, wie sie sein könnte, wenn wir an den Hebeln säßen.“ Auch wenn es anders kam, verkörpert jene für einige magische Tage wahr gewordene Utopie bis heute das Idealbild des friedlichen Rock-Festivals.