Kamasi Washington

„Fearless Movement“ – In Bewegung

Young/Beggars (VÖ: 3.5.)

Der Meister erweitert furchtlos die Grenzen des Jazz.

Musik und Tanz sind bekanntermaßen spielerische Anverwandlungen der Welt. Schon deshalb ist es wichtig, in Bewegung zu bleiben, körperlich und intellektuell, sonst verliert man die angeborenen Fähigkeiten eines elastischen Wesens, wird steif und unflexibel. Soweit die These, die der Komponist, Bandleader und Saxofonist Kamasi Washington seinem neuen ausschweifenden Album zugrunde legt. Auch „Fearless Movement“ besitzt die opulente Wucht der Vorgänger „The Epic“ und „Heaven And Earth“ – doch diesmal sind die Rhythmen stärker im Vordergrund, frei nach dem Chic-Motto „Dance, Dance, Dance“.

Das Video zu „Prologue“ ist ein perfekter Einstieg: Washington und seine in afrofuturistisches Ornat gekleidete Band sind hier nur Zuschauer:in nen. Im Mittelpunkt steht, was ihre Musik mit einer Gruppe von Tänzer:in nen macht, den Körpern, die hier eine grenzenlose Freiheit und Hingabe zelebrieren. Eine perfekte Spiegelung der rauschhaften Musik, die auf einer Komposition des Tango-Meisters Astor Piazzolla basiert. Trotz des Titels ist „Prologue“ das letzte Stück und der Höhepunkt eines Albums, das die Grenzen des Jazz ähnlich stark erweitert wie „Bitches Brew“ oder „Escalator Over The Hill“. Hier geht es nicht nur um virtuose Soli, vertrackte Rhythmen und komplexe Harmonien, sondern ums Ganze. Um ein Gefühl des Verbundenseins, das die Grenzen kultureller Felder und Genres sprengt.

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„Lesanu“ beginnt mit einem in der afrikanischen Sprache Ge’ez gehaltenen Gebet. Die Musik erinnert an den äthiopischen Jazz von Mulatu Astatke, klingt spirituell und suchend. „Asha The First“ ist deutlich urbaner und beruht auf einer Melodie, die Washingtons zweijährige Tochter am Klavier erklimperte. Dennoch ist das Stück, zu dem Bassist Thundercat und die Rapper Taj und Ras Austin beitrugen, eine komplex arrangierte Hymne an Gott und das Leben. Ebenfalls sehr besonders ist das meditative „Dream State“, in dem Ex-Outkast-Rapper André 3000 in seiner neuen Rolle als Flötenspieler aufgeht. Die furchtlosen Bewegungen dieses Albums machen alles möglich