Stefan Raab: Ist er ein böser Sexist?

Der Boxkampf hat schon begonnen. Heftige Sperrfeuer begleiten das Comeback des Blödel-TV-Meisters

Derber Sexismus. Beleidigung von Minderheiten. Holzhacker-Humor eines mittelalten Mannes aus der VIVA-Ära. Kaum hat die 2015 in Frührente gegangene „Fernsehlegende“ Stefan Raab, 57, seine Rückkehr angekündigt, fliegen ihm die Debatten der Jetztzeit um die Ohren.

Das politische korrekte Lager verdammt seine Art von Humor. Konservative Grummler wie die Schweizer „Weltwoche“ machen an ihm eine „Sehnsucht nach propagandafreien Zonen“ fest.

Bislang ist nur die im Herbst stattfindende Wiederkehr eines Show-Boxkampfs gegen Ex-Meisterin Regina Hallmich bekannt. Eine reichlich abgefrühstückte Retro-Idee.

Dazu der vage Plan für einen „Groß­angriff auf die etablierte TV-Welt“ („Bild“) mit einem eigenen Streaming-Angebot. Ein Wuseln hinter Kulissen. uch der Falschparker aufschreibende „Anzeigen­hauptmeister“ soll dabei sein. Allerlei Namen werden gedroppt. Bislang Monsters of Gerüchteküche.

Die Sünden der Vergangenheit holen ihn bereits im Frühjahr ein. Louisa Jähne, Frontfrau des öffentlich-rechtlichen Boulevard-Magazins „brisant.de“, belehrt ihn etwa in schnellen Schnitten, dass sich in den letzten Jahren „eine wichtige Sache verändert habe“. Seine Witze von einst, beliebt bei der „breiten Masse“, könne man heute „einfach nicht mehr bringen“.

Noch weiter geht eine Kolumnistin der Wiener Tageszeitung „Standard“. Man möge Raab keine Bühne mehr bieten. Er habe sich bis zu seinem Ausstieg bei „TV Total“ im Jahr 2015 „mit sexistischen, homophoben und rassistischen Witzen hervorgetan“. Während „Winnetou“ oder „Vom Winde verweht“ aus den Programmen fallen würden, „darf ein Entertainer mit Witzen aus der untersten Schublade einfach so wieder ins Fernsehen? Das ist ein Schlag in die Magengrube“, so die Autorin.

Die Anti-Anti-Kommentare lassen nicht lange auf sich warten. Raabs Krawall-Kampagnen werden sogleich umgedeutet in Erzählungen, mit denen der Ex-Metzgergeselle aus Köln eher wenig am Hut hat.

„Wer hat nicht Sehnsucht nach propagandafreien Zonen? Da bricht sich im Grunde eine 2000er-Nostalgie Bahn. Ein Rückkehrenwollen ins Deutschland Gerhard Schröders. Wo Sommermärchen noch Sommermärchen waren. Und Deutschland-Fahnen nicht verteufelt wurden. Wo sicher nicht alles gut war, aber ganz bestimmt besser.“ („Weltwoche“)

Für Raab und seine Stream-TV-Strategen ist die anschwellende Debatte ein Weckruf aus der Jetztzeit. Die „cheap thrills on other people’s misery“ mögen auch für ihn vorbei sein. Doch wie damit umgehen, ohne neumodisch geglättet zu wirken?

Schließlich geht es für ihn weiterhin um Mainstream-Unterhaltung.

Auch der onkelhafte Charme von Großmeister Thomas Gottschalk war irgendwann endgültig verbraucht. Doch Raab darf man zutrauen, dass er sich nach dem (lächerlichen) Boxkampf mit der Rolle des Strategen hinter der Kamera zufriedengibt.

Gelegentliche Cameo-Auftritte in den eigenen Formaten nicht ausgeschlossen. Er wird hoffentlich selbst wissen, dass seine Zeiten als Clown der Old School over sind.

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