The Scorpions: Nicht „Rock …“, sondern „Fuck you like a Hurricane“
Ex-Schlagzeuger Herman „The German“ Rarebell erinnert an die dicken Hosen der 1980er-Jahre
Am 17. Mai starten die Scorpions ihre „Love As First Sting“-Tour mit einem Konzert in der Etihad Arena in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). Eine Reise durch die Geschichte der Hartkerle aus Hannover, die mit dem 1984 veröffentlichten Album endgültig in internationale Superstar-Dimensionen abhoben.
Bis heute wurden bemerkenswerte 10 Millionen „Einheiten“ abgesetzt; mit einem Cover, auf dem ein Lederrocker eine leichte bekleidete Schönheit intensiv umarmt. Männer-Phantasien wie aus dem Bilderbuch.
Neben der schmusigen Emo-Ballade „Still Loving You“ sind auf dem Erfolgsalbum auch tiefer gelegte Rock-Klassiker, etwa „Big City Nights oder „Rock You Like a Hurricane“.
Ex-Schlagzeuger Herman „The German“ Rarebell, der seinerzeitig an den Texten mitwirkte, steckte dem Fachmagazin „Classic Rock“ nun, mit welchem Selbstbewusstsein sich die Scorpions seinerzeit über die Lyrics beugten.
Es wären die gemeinsamen Tourneen mit US-Rockern wie Foreigner, Aerosmith oder Journey gewesen, die zu einer neuen Sicht der Dinge führten. „Wir sahen, wie sie schrieben, und wir lernten schnell“ so Rarebell.
Laut Gitarrist Rudolf Schenker, der in diesem August seinen 76. Geburtstag feiert, waren es „Hermans sehr schmutzige Gedanken“, die zu expliziten Lyrics führten.
„Ich öffnete morgens nach einer durchfeierten Nacht die Vorhänge, um die Sonne hereinzulassen“, erinnert sich der damals noch überpotente Drummer: „Die Frage an die Lady neben mir war immer: ‚Und wie heißt du so?‘ Für mich war es eine wilde Zeit – es war wirklich Sex and Drugs and Rock ’n‘ Roll.“
Man gab sich also autobiografisch. Mit Textzeilen wie diesen:
„The bitch is hungry, she needs to tell. So give her inches and feed her well.“
Um das Ganze soll knallig wie möglich zu machen, sollte der Track „Fuck You Like A Hurricane“ heißen. „Ich dachte, wir bräuchten einen Rocksong mit Texten hart am Rande des guten Geschmacks“, erinnert sich Rarebell. „Zumindest für mich sollte es wirklich ‚Fuck You Like a Hurricane‘ heißen.“ Die damalige Plattenfirma EMI bremste ihn ein: ‚Du bist ja wohl komplett verrückt!‘ Was ich auch war!“
In der Welt von Rarebell eine Episode zum Thema, „Kinder, wie sich die Zeiten geändert haben!“
„Das bringt einen doch zum Lachen, oder? Heute gibt all diese Songs, in denen von ‚Motherfucker“ oder ‚asshole‘ die Rede ist. Diese wären damals in Amerika niemals gespielt worden. Jetzt könnte man ‚Fuck You Like a Hurricane‘ locker veröffentlichen und niemand würde sich einen Dreck darum scheren.“
Da hat Rarebell offensichtlich einige Dutzend Debatten über „ political correctness“ nicht mitbekommen …