The High Llamas
„Hey Panda“
Drag City (VÖ: 29.3.)
Sean O’Hagans psychedelisches Soul-Schaumbaiser
Falls sich jemand ein von den Four Seasons in ihrer psychedelischen Phase kredenztes Schaumbaiser vorstellen kann – hier ist es. „Hey Panda“, das Album wie auch der Titelsong, provozieren kulinarische Assoziationen, auch gegensätzliche wie süß und süffig. Sean O’Hagan, der Mann hinter High Llamas, hatte einen Karotten-essenden TikTok-Panda vor Augen, dessen meditatives Wesen ihn durch die Pandemie gerettet habe.
Nun, gleich im zweiten Track wird es munterer, der schläfrige Song von einem Aerobic-artigen Refrain aufgescheucht. In „Bade Amey“ treibt O’Hagan sein Falsett bis unter die
Schädeldecke, in „Sisters Friends“ lässt er Cartoon-Harmonien stolpern, in „How The Best Was Won“ kommt er, begleitet von Bonnie „ Prince“ Billy, seiner eigentümlichen Vision von Soul so nahe wie nie, und mit „Toriafan“ schrieb er den vielleicht ersten Song zum Thema Leseschwäche (an der O’Hagan als Jugendlicher litt, weshalb er die Schule abbrach und als Bauarbeiter jobbte).
Ein Schaumbaiser, soulful und psychedelisch
Das elfte High-Llamas-Album ist reich an Winkelzügen. Anklänge an Prefab Sprout und Stevie Wonder, Songs, die tröpfeln, in denen Streicher und Schleifgeräusche auftauchen wie ein Windhauch, stolpernde Beatboxen. In den vergangenen Jahren hat O’Hagan mit Bill Callahan, King Krule und Tierra Whack zusammengearbeitet, ihre Musik auch für seine adaptiert, was bei ihm bedeutet, Spurenelemente einzubauen in das, was er in den 80er-Jahren mit seiner ersten Band Microdisney begann.
Und bevor es in einen Verweis Overkill ausartet, sei noch rasch er wähnt, dass O’Hagan selbst sich hier von Quincy Jones, dem späten Miles Davis und vor allem von HipHop-Erneuerer J Dilla inspiriert sieht. Und das hört man? Nun, man spürt die Einflüsse eher: wenn etwa Rhythmen ausscheren und sich gegen die Melodie verschieben, eine Stimme gedankenverloren die somnambule Gitarrenmelodie aufnimmt oder das Kammermusikalische seiner Kompositionen orchestrale Breite entfaltet. Ein Schaumbaiser, soulful und psychedelisch.