Oscar-Gewinner Göransson wird jetzt von der Gamer-Szene gehasst
In seiner Dankesrede hatte der „Oppenheimer“-Komponist seine Jugend ohne Videospiele gefeiert.
Ludwig Göransson ist zur Zeit eine der heißesten Aktien der Musikindustrie. Bekannt wurde er, in dem er HipHop-Produktionen von Childish Gambino und Kendrick Lamar verdelte. Berühmt ist er, weil seine Kompositionen in Marvel- und Disney-Produktionen ertönen. Seit Sonntag (11. März) ist der Schwede auch stolzer Gewinner eines Academy Awards. Den bekam er für seinen Soundtrack zum Oscar-Abräumer „Oppenheimer“.
Ohne dass er dies wohl beabsichtigt hatte, machte sich Göransson aber an diesem Abend nicht nur Freunde. Seit Anfang der Woche quillt das Netz über mit hämischen Kommentaren über den Klangkünstler, der nicht nur mit Blick auf seinen Einsatz in Nolans Biopic so etwas wie der legitime Nachfolger Hans Zimmers sein dürfte.
Gitarren statt Videospiele
Aber was ist passiert, dass der freundliche Musiker nun Hass-Botschaften zugesendet bekommt? Göransson hatte in seiner Dankesrede ausgedrückt, dass er in seiner Jugend lieber mit Instrumenten gespielt habe, anstatt vor der Glotze zu sitzen und Computerspiele zu zocken. Konkret dankte er seinen Eltern, „dass sie mir Gitarren und Drumcomputer statt Videospiele geschenkt haben“.
Die notorisch beleidigte Gamer-Szene, die gerne auf die Erfolgszahlen ihrer Branche verweist (gegen die Hollywood schon lange nichts mehr ausrichten kann), aber stets angefasst reagiert, wenn man ihre Kunst als zweitrangig belächelt, fuhr sogleich die Krallen aus.
Zahlreiche User auf Twitter verwiesen auf die Bedeutung von Soundtracks aus Videospielen, die maßgeblichen Einfluss auf die elektronische Musik und längst auch auf die Filmmusik ausgeübt hätten. Längst werden die meisten Games mit opulenten Scores versehen, eingespielt von eigenen Orchestern. Etwas, das sich die Filmindustrie nur noch in Ausnahmefällen leisten will.
Man könnte einen ganzen Artikel dazu schreiben, welche Bedeutung der Musik in Videospielen beikommt, wie sie die Popkultur heute prägt und so weiter. Allein, es schützt Ludwig Göransson kaum vor all den gehässigen Bemerkungen zu einem eigentlich ziemlich milden Witz, der nur ausdrücken sollte, wie sehr seine Eltern ihn als Kind unterstützten und an sein musikalisches Talent glaubten.
Wetten, dass er bald den Score für ein Marvel-Game übernimmt…