Joe Dantes „Die Reise ins Ich“: Mein Körper gehört mir!
Für Regisseur Joe Dante die beeindruckende Fortsetzung einer Erfolgsstrecke von B-Filmen mit A-Budget
Wäre „Die Reise ins Ich“ nicht 1987, sondern heute gedreht worden, es hätten sich für viele Leute viele Fragen gestellt: Muss das „Needle Spiking“ wirklich zu sehen sein? Sollten wir nicht den Anspruch auf die Unversehrtheit des eigenen Körpers „verhandeln“? Spielt Identitätspolitik denn gar keine Rolle mehr? Mein Körper gehört mir!
Dabei ist Joe Dantes Film eine zwar spinnerte, aber positiv gestimmte Wissenschaftsutopie. Dem Supermarktangestellten Jack (Martin Short) wird unbemerkt eine Injektion verpasst, in der sich ein bis auf mikroskopische Größe verkleinerter Navy-Kapitän (Dennis Quaid) samt miniaturisiertem U-Boot befindet, mit dem dieser nun durch die Blutbahn seines Wirts reist. Fortan teilen sich also zwei Menschen einen Körper. Über ein in seinem Trommelfell installiertes Außenbordmikro – solche Dinge bitte nicht hinterfragen – kann Jack mit dem geschrumpften Soldaten Tuck kommunizieren, der ihm als Personal Trainer Ratschläge erteilt, wie seine Häscher auszuschalten sind, denn die Miniaturisierungstechnik ist auf dem Schwarzmarkt heiß begehrt. Nanotechnologie war vor 37 Jahren das kommende Ding.
„Atombomben? Hat doch heute jeder“, sagt Gangsterboss Scrimshaw (Kevin McCarthy). „Und der Weltraum? Hat sich als Flop herausgestellt. Ein unendlich großer Müllplatz für unseren Schrott.“ Scrimshaw interessiert sich nicht für Wissenschaft, will die Technologie an den Höchstbietenden verkaufen. Kartelle beherrschen den Medizinmarkt.
Das Out-of-Body-Experience-Gehampel des hier erstmals in einer Hauptrolle zu sehenden Martin Short ist heute vielleicht etwas enervierend. Aber die Themen – Reise in die Genome, Veränderung der mRNA – sind modern. Für Regisseur Joe Dante die beeindruckende Fortsetzung einer Erfolgsstrecke von B-Filmen mit A-Budget, die ab den frühen 80er-Jahren mit „Das Tier“, „Gremlins“ und „Explorers“ ihren Anfang nahm. Jetzt erstmals in 4K. (Plaion Pictures)