Taylor Swift: Texanische Goldmarie über Deutschland
Stadionshows als Booster für die regionale Wirtschaft. Umsatzrakete in Gelsenkirchen. Wo schläft Taylor in NRW?
Seit März 2023 läuft die „Eras Tour“ von Taylor Swift. Nach den Vereinigten Staaten und einigen Auftritten im Asia-Pacific-Raum im letzten Jahr steht nun, (nach Winterpause und erneuter Grammy-Huldigung) das alte Europa auf Taylors Agenda. Das Finale ist bislang kurz vor Weihnachten 2024 avisiert. „Einmal Um Die Ganze Welt“ könnte man mit dem Schmachtfetzen von Karel Gott sagen.
Die bisherige Konzertreihe mit rund 150 Shows gilt bereits als die kommerziell erfolgreichste Tournee aller Zeiten. Das Forschungsinstitut Common Sense rechnet die „Konsumausgaben“ rund um die abendfüllenden Swift-Shows hoch und landet bei rund 4,6 Milliarden Dollar. Gerne wird darauf verwiesen, dass die Summe das Bruttoinlandsprodukt von etwa 35 Ländern übersteigt.
Wie zuletzt im Vorfeld der zehn Adele-Konzerte auf dem Messegelände in München melden sich verstärkt Popmusik-fremde Wirtschaftsmagazine, um über den „Adele-“ oder „Taylor-Effekt“ zu meditieren.
Die 34 Jahre Ex-Country-Bardin aus Texas sorgt für immer neue Rekorde. Soeben gab es den vierten Grammy für „Midnights“ als Bestes Album des Jahrs. Neben ihrem „gewaltigen Einfluss auf das Musikgeschäft“ staunen die BWL-gestählten Redakteure über Swifts Aura im Kino- und Football-Kosmos. Zuletzt meldete sich die Klatsch-Presse in dieser Causa mal wieder und kolportierte die ersten „bad vibes“ zwischen Swift und Footballer Travis Kelce. Dabei ist wie üblich viel Spekulatius. Wahrscheinlich gab es nur globalen Jetset-Reise- und Koordinations-Stress des Mega-Power-Couples.
Im Frühjahr/Sommer 2024 dann also Europa.
Hier startet „Eras“ im Mai im vorolympischen Paris und endet im August 2024 in der vormaligen Pophauptstadt London. Insgesamt 19 Städte auf dem Alten Kontinent. Deutschland ist mit dem „Emscher-Florenz“ Gelsenkirchen, Hamburg und München vertreten. Sieben Shows ingesamt – gleich vier davon sind Zusatztermine aufgrund des Ticket-Booms.
Die normalen Eintrittskarten kosten zwischen 100 und 240 Euro. Dazu kommt allerlei VIP- und VIP-ViP-Zinnober, wie bei vielen Granden des weltweiten Liederzirkus.
Wer ganz nah an die Bühne ran will, möglicherweise mit einem Glas Rotkäppchen-Sekt am Platz, muss mit rund 600 Euro rechnen. Beim dubiosen und viel bekämpften Zwischenhändler Viagogo sind aktuell Tickets etwa „Auf Schalke“ zwischen 415 und 3150 Euro im Umlauf. Andernorts werden ganz nüchtern „zwei Karten“ für 1.200 Euro taxiert.
Swift in Deutschland sehen bei (vermutlich) sommerlichen Temperaturen rund 500.000 Menschen; von Angesicht zu Angesicht, vom Oberrang auch mal per Opernglas.
Wer in Gelsenkirchen aufs Konzert geht, kann auch in Bochum pennen
Diese Menschen brauchen Unterkunft, Bahn- oder Bustickets. Sie gehen Essen oder trinken Bier und Weinchen, decken sich mit dem aktuellen Taylor-Merch ein. Oder sie kaufen bei „Saturn“, „Media Markt“ oder „Elektro Schulze“ am Schalker Markt ein in Bad Hersfeld vergessenes Auflade-Kabel nach.
Der „Effekt“ für Gelsenkirchen, wo Swift dreimal spielt, ist dabei weit schwieriger zu beziffern, als etwa in den Metropolen Hamburg (zweimal) oder in München (zweimal). Im dicht besiedelten NRW mit dutzenden S- oder Regionalbahnen kann man auch in Düsseldorf oder sogar in Köln sein Basislager nehmen und dort auch die viel besungenen „Nebeneffekte“ erzeugen.
Der örtliche Boulevard spekuliert bereits jetzt darüber, wo der Swift-Tross das NRW-Nachtlager aufschlagen wird. Breidenbacher Hof in Düsseldorf? Hyatt am Kölner Rheinufer? Oder doch ganz woanders. Für Fans und „Swifties“ hat die Ruhrgebiets-Tageszeitung „WAZ“ unterdessen keine guten Nachrichten: „Die Nachfrage ist enorm, Gelsenkirchen scheint zu den Taylor-Swift-Konzerten im Juli ausgebucht. Die Kosten für Unterkünfte? Völlig überzogen!“, heißt es dort.