„Tatort: Reifezeugnis“ – Nastassja Kinski will Nacktszene verbieten lassen
Sie war 15 Jahre alt, als sie für den 1977er-„Tatort“ nackt vor die Kamera trat
1977 spielte Nastassja Kinski im „Tatort: Reifezeugnis“ die Schülerin Sina Wolf, die eine geheime, sexuelle Beziehung mit ihrem Lehrer führt. Die Schauspielerin war damals 15 Jahre alt und wurde in einer Szene des NDR-Formats nackt gefilmt. Jetzt geht sie juristisch gegen den Fernsehsender vor, um die Ausschnitte verbieten zu lassen. Das berichtet der „Spiegel“.
Es gab keine rechtswirksame Einwilligung
In dem „Tatort“-Klassiker (Regie: Wolfgang Petersen) wird Kinski als 17-Jährige gezeigt, die mit ihrem Gymnasiallehrer Helmut Fichte, gespielt von Christian Quadflieg, eine Beziehung eingeht. Einer ihrer Mitschüler und Verehrer, Michael Harms (Markus Boysen), kommt dahinter und erpresst sie – und versucht später, sie zu vergewaltigen. Sina wehrt sich und erschlägt Michael mit einem Stein. In dem Streifen ist unter anderem Kinskis nackte Brust zu sehen.
Kinski war damals minderjährig und nicht ermächtigt, eine derartige Entscheidung zu treffen. „Nastassja Kinski war damals faktisch ohne Begleitung am Set, als die Szenen gedreht wurden“, erklärt ihr Anwalt. Ohne eine entscheidungsberechtigte Person, so die Juristen, hätte sie generell keine rechtlich wirksame Einwilligung abgeben können. Der Anwalt und seine Mandantin fordern die ARD auf zu handeln.
Sexualisierung einer 15-Jährigen zur „sexuellen Initiation für männliche Jugendliche“
Der „Reifezeugnis“-Tatort wurde zuletzt im Januar im Fernsehen ausgestrahlt – mit der Nacktszene. Auch auf der Website des NDR wird der Streifen noch beworben, unter anderem mit einem Zitat des Fernsehfilm-Chefs Christian Granderath: „Reifezeugnis mit Nastassja Kinski war in den Siebzigern eine sexuelle Initiation für sehr viele männliche Jugendliche. Auch deswegen ist dieser Tatort zur Legende geworden.“ Auch wird dort erwähnt, die Nacktszenen hätten der jungen Darstellerin damals zum Erfolg verholfen: „Die Darstellung einer sexuellen Beziehung zwischen einem Lehrer und seiner Schülerin und die Nacktszenen der damals erst 16-jährigen Nastassja Kinski machten den Fall zum allgemeinen Tagesgespräch – und bescherten ihr und dem damals noch unbekannten Regisseur Wolfgang Petersen („Das Boot“) den internationalen Durchbruch.“
Dazu Kinskis Anwalt: „Im Hier und Jetzt insbesondere nach zahlreichen #MeToo-Skandalen in Film und Fernsehen wörtlich die Nacktszenen mit einer Minderjährigen als den sexuellen Erweckungsmoment sehr vieler Männer zu beschreiben… Ich weiß wirklich nicht, was da in die Köpfe der Verantwortlichen gefahren ist.“