Talking Heads: Kino-Parties mit New-York-Knallern
Konzertfilm „Stop Making Sense” geht auf Tour, später erscheint ein Tribute-Album mit Paramore und Miley
Zu Beginn der 1980er gelingt Jonathan Demme („Das Schweigen der Lämmer“, „Philadelphia“) ein Kunststück. Der im April 2017 verstorbene US-Regisseur tummelte sich früher in der Post-Punk und New-Wave-Szene von New York. Er lernt dabei David Byrne und Tina Weymouth kennen, und gewinnt ihre gemeinsame Band Talking Heads für einen Konzertfilm. Eine 1984 veröffentlichte Live-Doku, die erstmals mit der seinerzeit bahnbrechenden Digital-Technik gefilmt wird. Diese entzieht sich auch den bislang üblichen ästhetischen Standards von „Popmusik auf Film“.
Ohne Zwischenschnitte aufs Jubelpublikum oder eingestreuselte Ergriffenheits-Statements der Bandmitglieder bleibt Demme beim reinen Stoff. „Die Band besticht durch außergewöhnliche musikalische Bandbreite, mitreißende Dynamik und ausgelassenen parodistischen Witz. Für Freunde der Rockmusik rundum empfehlenswert“ notierte – gewohnt onkelhaft – das „Lexikon des Internationalen Films“.
Vier Jahrzehnte später geht „Stop Making Sense“ wieder auf Reisen. Am letzten Samstag (27. Januar) startete die Neo-Premiere des restaurierten Streifens in ausgewählten Kinos in den USA, Kanada und Großbritannien Bis zum 40. Jahrestag seiner Ur-Premiere im Sommer wird „Stop Making Sense“ monatlich in vielen US-Städten gezeigt.
Dazu erscheint ein neu aufgesetztes Tribute Album zur 1984er-Demme-Dokumentation. Die Band selbst freut sich in warmen Worten: „Wir sind begeistert, dass ‚Stop Making Sense‘ wieder in die Kinos kommt und dass wir die Musik und den Film weiterhin mit dem Live-Publikum feiern können.“
Der Film-Vermarkter A24 hat dazu auch eine formschöne Merchandise-Kollektion veröffentlicht. Auf DVD- und Blu-ray-Version für das heimische Wohnzimmer erhältlich. Die bereits 2023 veranstalteten Screenings gerieten zu Retro-Tanzparties im New-Wave-Groove der Achtziger.
Der fulminante Live-Auftritt wurde an drei Abenden im Pantages Theater in Hollywood im Dezember 1983 aufgenommen. Er enthält eine Werkschau der seit Mitte der 1970ern existierenden Talking Heads. Neben den nominellen Bandmitgliedern David Byrne, Tina Weymouth, Chris Frantz und Jerry Harrison gehen auch Bernie Worrell, Alex Weir, Steve Scales, Lynn Mabry und Ednah Holt ins fiebrig-zickige Sound-Rennen.
Wie nachfolgende Generationen „Stop Making Sense“ betrachten und wie sie die längst historischen Songs interpretieren; das fasst ein parallel zur Film-Roadshow erscheinendes Tribute-Album zusammen. Dazu hat sich eine illustre Schar von VIPs und Newcomern ins Studio begeben. Darunter Paramore, keine Geringere als Miley Cyrus, sowie diverse Latin-Stars. Dabei sind etwa Teezo Touchdown, Girl In Red, Blondshell, The National, The Linda Lindas, Chicano Batman und auch Lorde.