Brittany Howard
„What Now“
Island/Universal (VÖ: 2.2.)
Furioses zweites Album der Alabama-Shakes-Frontfrau
„The best time that I ever had/ That’s when the worst times started.“ Diese Zerrissenheit bestimmt Brittany Howards furioses zweites Album. Sie schreit, klagt, wimmert, knurrt, ihr Soul ist keiner der braven Neo-Variante, sondern ein harter Soul, dessen Gospel-geschulte Fallhöhe immer klar ist. Es geht um Leben und Tod. Das Album heißt „What Now“. Howard, vielen als Frontfrau der Bluesrock-Band Alabama Shakes bekannt, verfolgt souverän den Weg ihres Solodebüts, „Jaime“ (2019). Sie steckt eine Stange Dynamit zwischen die Vintage-Sounds ihrer alten Band und zündet sie an. Ihre Solosongs explodieren in etliche Richtungen, sind in ihrem wilden Mix aber überhaupt nicht verkopft oder prätentiös. Ihr Eklektizismus ist so organisch wie originell und zeigt eine reizvolle Richtung für das Genre an: The shape of soul to come. (Wobei ihr Sound wohl doch zu eigen ist, um wirklich Schule zu machen.)
Howard ist eine aufregende, absolut gegenwärtige Künstlerin
Bei einer fünffachen Grammy-Gewinnerin, die bei der Rock and Roll Hall of Fame mit Elton John auftritt, könnte man auf die Idee kommen, dass sie in erster Linie eine Verwalterin des Blues- und Soul-Erbes sei. Jeder Song auf „What Now“ widerlegt diese Annahme jedoch. Ob man den Funk-Groove des Titeltracks nimmt oder den Slow Jam „To Be Still“ oder den House-Track „Prove It To You“ – alles eingebettet von wiederkehrenden Ambient-Glocken. Howard ist eine aufregende, absolut gegenwärtige Künstlerin.
Das zeigt sich an den Performances genauso wie an der Produktion. Ihre Rhythmusgruppe – Alabama-Shakes-Bassist Zac Cockrell und Drummer Nate Smith – spielt deepe Grooves, auf denen sie als Sängerin und Gitarristin brillieren kann; hier und da liefern Session-Musiker Gitarren und Keys. Howard hat das Album in Nashville aufgenommen und gemeinsam mit Shawn Everett (The War On Drugs, Big Thief) produziert, die Produktionswerte sind exzellent. Übrigens hat sie es mit Everett auch gemischt, was Künstler:innen in der Regel ja nicht selbst machen. Songwriting und Sounddesign sind hier also untrennbar verbunden, von Howard sorgsam überwacht, eine erhabene Einheit