Die besten Gitarristen aller Zeiten: Jimmy Page
Zum 80. Geburtstag des Led-Zeppelin-Gitarristen. Von Joe Perry.
Die 100 besten Gitarristen aller Zeiten, Platz 3: Jimmy Page, Led Zeppelin
von Joe Perry
Wenn man hört, was Jimmy Page mit seiner Gitarre anstellt, kann man auf der Stelle in einen anderen Bewusstseinszustand transportiert werden. Als Lead-Gitarrist ist er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort – er hat einfach einen exzellenten Geschmack und ein begnadetes Händchen. Das Solo von „Heartbreaker“ hat eine unglaubliche Präsenz: Man spürt, wie er an die Grenzen seiner technischen Möglichkeiten taumelt – und trotzdem ein Kabinettstückchen abliefert.
Aber sein Talent beschränkt sich nicht auf das bloße Spielen der Gitarre. Wie er sie im Studio aufnahm, wie er sie bei den Songs einsetzte, die er schrieb und produzierte – das macht seine wahre Größe aus. Bei den Yardbirds und als junger Session-Gitarrist hatte er ein weites Spektrum an Erfahrungen sammeln können, und als es dann an die Aufnahme des ersten Zeppelin-Albums ging, wusste er ganz genau, welche Sounds er wollte.
Er hatte eine klare Vorstellung davon, wie man die Limitierungen der Gitarre überwindet. Wenn man bei „The Song Remains The Same“ nur auf seine Gitarre achtet, hört man, welche Modulationen sie durchläuft: lauter, leiser, softer, dann wieder lauter. Er schrieb die Songs, er spielte sie und produzierte sie auch – ich kenne keinen anderen Gitarristen seit Les Paul, der das von sich behaupten kann.
Geboren: 1944. Gitarren: Gibson Les Paul Standard, Gibson ES-1275 Double Neck.
Jimmy Page aktuell:
Die Rolling Stones enthüllten 2020 auf dem Reissue von „Goats Head Soup“ eine Single, die 45 Jahre in ihren Archiven ruhte. In Bezug auf eine Nachfrage von Paul Mescal, dem Star des dazugehörigen Musikvideos, warum „Scarlet“ so lange unveröffentlicht blieb, erklärte Mick Jagger, es sei „keine echte Rolling-Stones-Nummer“ gewesen. Er gestand auch, sich nicht an die Details der Aufnahmesitzung 1974 erinnern zu können, bestätigte jedoch, dass Jimmy Page von Led Zeppelin, der Leadgitarrist des Songs, sich an alles erinnern könne.
„Ich weiß noch, dass ich dachte: ‚Das ist fantastisch’“
Pag gab im Rahmen eines Interview mit „Uncut“, das anlässlich des 80. Geburtstags von Keith Richards am 18. Dezember geführt wurde, seine Erinnerungen preis. Er erklärte zu der Entstehung des Tracks: „Ronnie hatte das Wick [sein Haus in Richmond] und das Studio darunter. Er sagte: ‚Willst du vorbeikommen? Ich glaube, Keith will etwas machen.‘ Das war der Moment, in dem ich wirklich die Gelegenheit hatte, mit ihm zusammenzuarbeiten, denn es war der Backing-Track für ‚Scarlet‘, wobei Keith den Rhythmus übernahm und ich einen Kontrapunkt-Riff beisteuerte. Ich weiß noch, dass ich dachte: ‚Das ist fantastisch‘, denn ich wollte einfach nur ergänzen, was er gemacht hat, ohne es in den Schatten zu stellen.“
Page führt weiter aus, welche Faszination er für die Arbeit von Richards und den Stones empfand, als er den Entstehungsprozess eines Songs hautnah miterleben konnte: „Am nächsten Tag fügte ich ein paar Solo-Overdubs in den Island Studios hinzu. Was mir am meisten auffiel: dass Keith unerschütterlich war und keine Fehler machte. Er hielt den Schwung die ganze Zeit über aufrecht. Dadurch wurde mir klar, welch gewaltige Kraft hinter den Rolling-Stones-Platten steckt. Daran gab es keinen Zweifel. Ich könnte es zwar zerlegen und den wesentlichen Beitrag jedes Einzelnen hervorheben, aber Keith hat es wirklich vorangetrieben.“
Gitarren-Enthusiasten unter sich
Der Led-Zeppelin-Gitarrist erklärte ebenfalls, warum er gerne über „Scarlet“ hinaus mit Richards gearbeitet hätte und was er an der Zusammenarbeit so sehr zu schätzen wusste: „Wenn man sich ‚Scarlet‘ anhört, merkt man, dass ich mit Zeppelin wirklich auf dem Kamm einer Welle ritt. Es wäre schön gewesen, zu dieser Zeit vielleicht mehr mit Keith zusammenzuarbeiten, bevor wir uns in andere Gefilde wagten. Da waren zwei Gitarren-Enthusiasten, die etwas geschaffen haben, so wie es eben passiert, wenn man sich mit jemandem so verbindet. Es war ähnlich wie bei meiner Zusammenarbeit mit Jeff Beck, wo wir aufgrund eines tief verwurzelten gegenseitigen Respekts, den wir über die Jahre aufgebaut haben, auf natürliche Weise zusammenpassten.“
Seht hier das Musikvideo zu „Scarlet“: